Der Streik der Lokführergewerkschaft im Personenverkehr der Bahn hat in Norddeutschland zunächst offenbar nicht zu größeren Behinderungen geführt. Im Hamburger Hafen hat sich die Lage hingegen zugespitzt. Falls bis Montag kein Angebot der Bahn vorliegt, wollen die Lokführer unbefristet streiken.

"Bislang läuft der Verkehr stabil", sagte ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstagmorgen in Hamburg. Der Notfallplan im Fern- und Regionalverkehr sei angelaufen, die Züge auf wichtigen Strecken verkehrten "im wesentlichen" normal. Bei der Hamburger S-Bahn fielen die Linien S11 und S2 aus, die anderen verkehrten im 20-Minuten-Takt. Die GDL rechnet am Tag allerdings mit zunehmenden Behinderungen. "Trotz Notfallplänen wird es erhebliche Auswirkungen geben", sagte GDL-Bezirksvorsitzender Norbert Quitter.

Am Hamburger Hauptbahnhof fielen am frühen Morgen mehrere Regionalbahnen in Richtung Schleswig-Holstein und Niedersachsen aus. Einer ersten Einschätzung zufolge sei insbesondere die Strecke nach Cuxhaven betroffen, sagte der Bahnsprecher. An den Bahnsteigen waren zunächst deutlich weniger Reisende und Pendler unterwegs als an normalen Werktagen. "Ich habe es hier noch nie so leer gesehen", sagte die 53 Jahre alte Verkäuferin eines Kiosks am Bahnsteig. Auf den Straßen rund um Hamburg blieb die Lage zunächst entspannt. Nach Angaben der Verkehrsleitstelle der Polizei in der Hansestadt war trotz Bahnstreik kein erhöhtes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen.

Reisende, die sich über die aktuelle Lage im Bahnverkehr informieren möchten, können sich an die kostenfreie Rufnummer 08000-99 66 33 wenden. Aus dem Ausland ist dieser Service unter 0049-1805-334444 erreichbar, die Gebühren variieren je nach Herkunftsland und Anbieter. Auch im Internet informiert die Bahn unter www.bahn.de/aktuell . Dort ist der Ersatzfahrplan abrufbar. Detailliertere Informationen über Abweichungen vom Zeitplan gibt es auf bahn.de/ris. Benutzer von Handys und anderen mobilen Endgeräten können Informationen unter mobile.bahn.de/ris abrufen.

Im Hamburger Hafen hat der Streik der Lokführer massive Behinderungen verursacht. "Die Lage hat sich zugespitzt", sagte Christiane Kuhrt, die Sprecherin der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA. Etwa die Hälfte aller Züge sei ausgefallen und der Abtransport von Gütern aus dem Hafen erheblich beeinträchtigt. Im Hafen verkehren täglich rund 200 Güterzüge. Etwa ein Viertel davon gehört privaten Konkurrenten der Bahn-Frachttochter Railion. Sie sind nicht von dem Streik betroffen. Ihr Angebot reiche aber nicht aus, sagte Kuhrt: "Langsam wird es eng."

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL), Manfred Schell, hat indessen erneut unbefristete Streiks nicht ausgeschlossen. Im ARD-Morgenmagazin verwies er auf die Stimmung an der Basis seiner Gewerkschaft und erklärte, darüber werde die GDL in der kommenden Woche zu entscheiden haben. Er bekräftigte mit Blick auf die Streikkasse der Gewerkschaft, die GDL könne länger streiken als es die Bundesrepublik vertrage.

Zugleich zeigte er sich aber "guter Dinge", dass der Bahnvorstand spätestens am Montag ein neues Angebot vorlegen werde. Bis jetzt liege aber kein tragfähiges Angebot auf dem Tisch. "Das ist das A und O worum es geht", sagte er.

Schell machte nochmals deutlich, dass er zu Abstrichen bei den Forderungen seiner Gewerkschaft bereit sei. Es sei klar, dass Tarifforderungen in Verhandlungen nicht zu 100 Prozent erfüllt würden.