Der zweite Streik im Güterverkehr in einer Woche hat zum Auftakt am Mittwoch im Norden bislang kaum Spuren hinterlassen. Für den am Donnerstag beginnenden Streik im Personennah- und Fernverkehr hat die Deutsche Bahn ihre Ersatzfahrpläne bekannt gegeben. In Hamburg setzt die Hochbahn wieder zusätzliche Busse und U-Bahnen ein.

Hamburg. Im Hamburger Hafen wurde der Warenumschlag weitestgehend wie üblich bewältigt, auch nachdem die Lokführer der GDL am Mittag ihre Arbeit niedergelegt hatten. "Derzeit ist die Lage entspannt, und wir tun alles, um die Störungen im Gütertransport so gering wie möglich zu halten", sagte der Geschäftsführer der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Hans P. Dücker. Mit einer aussagekräftigen Bilanz der Auswirkungen für den Hafen rechnet er jedoch frühestens am Freitag. Je nach Intensität des Streiks könne es bis zu einer Woche dauern, bis sich die Lage im Hafen normalisiert.

Von Donnerstag an wird neben dem Güterverkehr auch der Personennah- und Fernverkehr bestreikt, wofür in Hamburg und Schleswig-Holstein ebenso wie bundesweit die Vorbereitungen getroffen wurden. Die Deutsche Bahn gab ihre Ersatzfahrpläne bekannt, die Sie hier ansehen können. Die Hamburger Hochbahn verstärkt erneut ihre Verkehrsmittel Bus und U-Bahn. Bei den S-Bahnen fallen die Linien S11 und S2 aus, andere fahren ganztägig nur im 20-Minuten-Takt. Die Hochbahn transportiert zu normalen Zeiten rund eine Million Fahrgäste täglich, mit den S-Bahnen sind rund 500 000 unterwegs.

Die GDL war mit dem Auftakt des Ausstandes zunächst zufrieden. Viele Container im Hafen seien nicht verladen worden, sagte der GDL-Bezirksvorsitzende Norbert Quitter. "Die Auswirkungen scheinen bereits schwerer zu sein, als vor einer Woche." Vom Streik profitierten Mitfahrzentralen und der Autovermieter Europcar mit einer steigenden Nachfrage. Europcar hatte bereits im September 1000 Fahrzeuge zusätzlich in seine Flotte für die drohenden Streiks aufgenommen, berichtete eine Sprecherin. Bei Mitfahrgelegenheit.de gibt es für Hamburg nach Angaben des Geschäftsführers Michael Reinicke über 30 Prozent mehr Fahrten im Angebot als an normalen Tagen.

Im Hamburger Hafen hielt die Hafenbahn von Mittag an die Gleise für die privaten Bahnen frei, damit sie im Warentransport nicht durch stehenbleibende Züge der Bahn-Tochter Railion behindert werden. Das Transportsystem im Hafen bewegt täglich rund 200 Züge mit mehr als 4000 Waggons. In der Vorwoche waren beim 42-Stunden-Streik rund ein Drittel der Bahn-Züge verspätet oder gar nicht eingetroffen.

"Wir arbeiten noch die Reste der Vorwoche ab", sagte eine Sprecherin der Hamburger Hafen und Logistik AG, dem größten Umschlagbetrieb in dem Areal. Reeder, Verlader und Spediteure stimmten derzeit die Verladeprogramme ab. Der Weitertransport der mit Schiffen angelandeten Container mit Feeder-Schiffen oder Lkw laufe problemlos. Beeinträchtigungen gebe es beim Umladen auf die Schiene. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) verwies darauf, dass die Reedereien "nicht die Hauptbetroffenen des Streiks" seien. Schiffsverkehr werde auch nach Rotterdam oder Southampton umgeleitet, wo die Güter gelöscht werden können, sagte VDR-Sprecher Max Johns. Dringende Waren könnten dann per Lkw nach Deutschland geliefert werden. Deutschlands größter Seehafen wird täglich von rund 35 Hochseeschiffen angelaufen. Pro Tag werden rund 6 000 Container umgeschlagen.

Der Industrieverband Hamburg befürchtete durch den 62-Stunden- Streik schlimmere Auswirkungen als noch vor einer Woche. Der Grund: "Die Streikfolgen sind noch nicht abgearbeitet", sagte Sprecher Marc März. Es sei auch nicht möglich gewesen, Lagerreserven aufzubauen. Der besonders eng getaktete Logistikstandort Hamburg werde besonders getroffen, sagte März. Der IVH forderte die Tarifparteien auf, umgehend wieder miteinander zu verhandeln. Unbeteiligte Dritte - Unternehmen und Arbeitnehmer - zahlten die Zeche des Streiks.

Dem schloss sich auch der AGA-Unternehmensverband in Norddeutschland an. "Es kann und darf nicht sein, dass eine Minderheit, die an einer Schaltstelle sitzt, uns alle - Unternehmen, Verbraucher, Bahnkunden - schädigt", sagte die Präsidentin des Verbandes für Groß-, Außenhandel- und Dienstleistungen (AGA), Helly Bruhn-Braas. Löhne müssten nach Leistung bezahlt werden, nicht nach der strategischen Stellung im Unternehmen.