Nach den Misshandlungsvorwürfen gegen das in Afghanistan stationierte Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr haben Vertreter von SPD und Grünen eine Verlängerung des Einsatzes in Frage gestellt.

Berlin. "Ich denke, dass wir den KSK-Einsatz in Afghanistan auslaufen lassen", sagte der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels der "Stuttgarter Zeitung" (Freitagsausgabe). Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sagte in der "Neuen Presse" (Freitagsausgabe), die Zustimmung ihrer Partei zur Verlängerung der Mission sei fraglich. Auch Frankreich kündigte nach mehreren Toten in seiner Spezialtruppe an, den Rückzug der Einheit vom Hindukusch zu prüfen.

Fünf Jahre nach Beginn des Antiterroreinsatzes müsse überprüft werden, "ob die KSK-Komponente in Afghanistan überhaupt noch gebraucht wird", sagte Bartels, der Mitglied im Verteidigungsausschuss des Bundestages ist. Roth sagte, als Parlamentarierin hätte sie keinem Einsatz des Kommandos zugestimmt, wenn sie geahnt hätte, dass dieser sich so verselbständigen könnte. Sie forderte eine "lückenlose öffentliche Aufklärung" zu den Misshandlungsvorwürfen des Bremers Murat Kurnaz. Bei einem geheim tagenden Ausschuss dürfe es nicht bleiben, sagte Roth. Auf die Frage, ob sie mögliche Enthüllungen über ihren Parteifreund und ehemaligen Außenminister Joschka Fischer fürchte, sagte Roth, sie habe das "allergrößte Interesse, dass ohne Ansehen der Person alles auf den Tisch" komme.

Der ehemalige Guantanamo-Häftling Kurnaz wirft KSK-Soldaten vor, ihn 2002 in einem US-Gefangenenlager im afghanischen Kandahar misshandelt zu haben. Das Bundeskabinett will kommende Woche über die Verlängerung des Mandats für die Beteiligung der Bundeswehr an der Operation "Enduring Freedom" entscheiden. Dazu gehören neben dem KSK-Einsatz in Afghanistan auch die Operation der Marine zur Sicherung der Seewege am Horn von Afrika. Der Bundestag muss nach dem Kabinettsbeschluss der Verlängerung des Mandats zustimmen.

Frankreichs Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie sagte bei einem Besuch in Washington, Paris erwäge den Abzug der Truppe, nachdem die Nato nun in ganz Afghanistan das Kommando übernommen habe. "Man muss die Folgen dieser neuen Organisation auf die Präsenz aller Spezialtruppen betrachten und insbesondere auf die französischen", sagte Alliot-Marie nach einem Treffen mit ihrem US-Amtskollegen Donald Rumsfeld. Seit dem Beginn des Einsatzes in Afghanistan im Dezember 2001 sind sieben französische Soldaten ums Leben gekommen. Sechs von ihnen gehörten der Elitetruppe an, die im Osten des Landes gegen Aufständische kämpft. Frankreich hat außerdem ein 1200 Soldaten umfassendes Kontingent der von der Nato geführten Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) in der Hauptstadt Kabul stationiert.

Unterdessen hat es bei Gefechten in Afghanistan wieder Tote und Verletzte gegeben. Mutmaßliche Taliban-Kämpfer erschossen am Donnerstagabend zehn afghanische Angestellte der US-Armee. Die in einem Kleinbus reisende Gruppe sei in der Provinz Kunar von Rebellen angehalten und getötet worden, sagte der Polizeichef der Provinz, Abduldschalal Dschalal, am Freitag. Dabei hätten die Angreifer den Bus geradezu mit Kugeln durchsiebt. Zwei Insassen sei dennoch die Flucht gelungen. Die Gegend gilt als Hochburg der Taliban. In Chost im Südosten des Landes wurde am Freitag ein afghanischer Soldat getötet. Sieben weitere Soldaten und drei Zivilisten wurden laut Armee und Polizei durch den Anschlag eines Selbstmordattentäters auf einen Konvoi der afghanischen Armee verletzt.