Nur drei Tage nach dem Sieg im kleinen Finale ist Jürgen Klinsmann zurückgetreten. Joachim Löw ist neuer Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 46 Jahre alte Fußball-Lehrer tritt damit die Nachfolge von Klinsmann an.

FRANKFURT/MAIN. Jürgen Klinsmann ist nicht mehr Bundestrainer. Der 41jährige erklärte in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt/Main offiziell, daß er seinen nach der WM ausgelaufenen Vertrag nicht verlängern wird. Nachfolger wird sein bisheriger Assitent Joachim Löw.

Joachim Löw wurde in Frankfurt/Main als Nachfolger von Jürgen Klinsmann präsentiert. Löw erhielt einen Zweijahres-Vertrag und soll die DFB-Auswahl zur Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz führen. "Das Ziel heißt schlicht und klar, wir wollen Europameister 2008 werden", sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger. Löw ist der zehnte Chefcoach in der Geschichte des DFB- Teams.

Löw hatte seit Juli 2004 als Klinsmann-Assistent gearbeitet und somit maßgeblichen Anteil am Erreichen des dritten Platzes bei der WM. Klinsmann hatte dem DFB am Dienstag mitgeteilt, seinen Vertrag nicht verlängern zu wollen und Löw als neuen Chefcoach empfohlen. "Ich bin sehr froh, daß 'Jogi' diese Aufgabe übernimmt. Ich habe ihn nie als Assistent gesehen. Er hat wesentliche Teile des Trainings geleitet", sagte Klinsmann. Mit Löw soll die offensive Ausrichtung der DFB-Mannschaft fortgesetzt werden, betonten Zwanziger und DFB- Teammanager Oliver Bierhoff.

Vor seinem Engagement als Co-Trainer beim DFB hatte Löw den VfB Stuttgart, den Karlsruher SC sowie verschiedene Vereine in der Türkei und Österreich trainiert. Mit Stuttgart gewann er 1997 den DFB-Pokal und zog im folgenden Jahr ins Europapokalfinale der Pokalsieger ein. In der Bundesliga brachte es Löw als Spieler auf 52 Einsätze und sieben Tore.

Klinsmann richtete an Fußball-Deutschland die große Bitte, die Spielphilosophie und Spielkultur, die er eingeführt habe, fortzusetzen und sogar noch mehr auszubauen und mit noch mehr Leben zu erfüllen. Er sei unglaublich froh, daß der DFB das genau so sehe. "Der ganze Stab hat sich bekannt zu dieser Philosophie, die wir entwickelt haben", sagte der 41jährige.

Klinsmanns Beliebtheit und Akzeptanz hatte sich angesichts der erfolgreichen Teilnahme der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in den vergangenen Wochen deutlich erhöht. Bundeskanzlerin Angela Merkel bedankte sich explizit bei Klinsmann für dessen Leistung.

Vor der WM stand der Coach unter anderem wegen seiner ungewöhnlichen Trainingsmethoden, der teils mäßigen Leistung der Nationalmannschaft sowie seines Wohnsitzes in Kalifornien oft in der Kritik. Klinsmann selbst hatte seine Zukunft als Coach der Fußball-Nationalmannschaft vor der WM ausdrücklich vom Erfolg seiner Spieler abhängig gemacht. Deutschland hatte am Sonnabend im sogenannten kleinen Finale gegen Portugal gewonnen und sich damit den dritten Platz gesichert. Er hatte damals auch gesagt, daß er sich vorstellen könne, auch nach der Weltmeisterschaft noch zwei oder vier Jahre als Nationaltrainer dranzuhängen.

Klinsmanns Absage kommt demnach nur drei Tage nach dem Sieg im kleinen Finale. Der 41jährige hatte um Bedenkzeit gebeten. Zuletzt hatte der frühere Bundestrainer Berti Vogts Gerüchte genährt, daß Klinsmann aufhören will.

Klinsmann habe die Kritik an seiner Person in den vergangenen zwei Jahren nicht vergessen, wurde Vogts in der "Stuttgarter Zeitung" zitiert. Er habe noch im Kopf, "daß nach der 1:4-Niederlage Anfang März in Italien 60 Prozent aller Deutschen einen neuen Bundestrainer wollten". Auch daß Klinsmann nach dem Fehlen beim Trainersymposium in Düsseldorf vorgeworfen worden sei, er habe keine Kinderstube, "hat ihm richtig wehgetan". Vogts betonte demnach, daß für Klinsmanns Entscheidung private Aspekte weniger entscheidend seien. Der Ex-Bundestrainer war maßgeblich an Klinsmanns Verpflichtung nach der EM 2004 beteiligt.

Klinsmann erhält am 14. August das Bundesverdienstkreuz. Gleichzeitig wird Bundespräsident Horst Köhler die Nationalmannschaft mit dem Silbernen Lorbeerblatt auszeichnen. Dabei handelt es sich um die höchste sportliche Auszeichnung in Deutschland. Das Lorbeerblatt wurde von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftet und 1950 erstmals verliehen.