Schneefall behindert gefährliche Arbeit der Helfer. Lage in bayerischen Katastrophengebieten spitzt sich weiter zu. Notunterkünfte eingerichtet.

PASSAU. Tausende Helfer haben teils unter Lebensgefahr die Räumung der gewaltigen Schneemassen in den bayerischen Katastrophengebieten fortgesetzt. Bei den Arbeiten auf den meterhoch zugeschneiten Dächern kam ein Feuerwehrmann ums Leben, weitere Helfer erlitten bei Abstürzen schwerste Verletzungen. Die Zahl der Einsatzkräfte in den betroffenen Landkreisen wurde auf mehr als 5000 aufgestockt. Unterdessen wurde mit der Einrichtung von Notunterkünften begonnen. Der Katastrophenalarm für bislang fünf Landkreise wurde auf die Region Straubing-Bogen ausgeweitet.

"Die Lage spitzt sich weiter zu", sagte der Sprecher des niederbayerischen Landratsamts Regen, Anton Weghofer. "Nach den Wettervorhersagen können wir erst am Sonnabend damit rechnen, daß sich die Schneefällen beruhigen." Im Bayerischen Wald habe es die ganze Nacht bis zum Morgen durchgeschneit. Der Katastrophenschutzalarm soll in den betroffenen Landkreisen noch mindestens bis Sonntagabend aufrechterhalten werden.

Im oberbayerischen Kotzing kam ein 27jähriger Feuerwehrmann ums Leben, als er auf einem verschneiten Flachdach durch eine Plexiglaskuppel brach und 15 Meter tief auf den Betonboden stürzte. Lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitt ein 25jähriger freiwilliger Feuerwehrmann im Landkreis Schwandorf. Beim Abräumen eines Flachdachs einer Fabrikhalle in Schönsee trat er am Donnerstagabend bei Dunkelheit versehentlich rückwärts in eine Lichtkuppel und stürzte viereinhalb Meter tief auf den Hallenboden.

Schwere Rückenverletzungen erlitt eine 19jährige Soldatin, als sie bei der Räumung eines Schuldaches im Landkreis Deggendorf stolperte und drei Meter tief stürzte. In Geretsried südlich von München brachen ein 72jähriger Statiker und ein 45jähriger Arbeiter beim Prüfen der Schneelast eines Flachdachs ebenfalls durch eine Plexiglasscheibe. Beide Männer erlitten schwere Verletzungen und wurden mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen.

Im Landkreis Regen mußten in mehreren Orten einzelne Familien ihre Häuser wegen Einsturzgefahr verlassen. Dramatisch blieb die Lage in Zwiesel, wo ein Wohngebäude und ein Behindertenheim evakuiert werden mußten. Die Bergwacht wurde für komplizierte Räumungsarbeiten an Kirchentürmen und Schulgebäuden hinzugezogen. "Die Helfer leisten Schwerstarbeit, aber die Objektliste wird immer länger, so daß wir mit dem Räumen der Dächer kaum noch nachkommen", sagte Landratsamtsprecher Weghofer. Die Zahl der Helfer sei von 750 auf 1200 aufgestockt worden. Unterdessen wurde im Landkreis Regen mit der Einrichtung von Notunterkünften für Kranke und alte Menschen begonnen. Auch im Landkreis Passau versuchten 1500 Einsatzkräfte, 600 Gebäude von den Schneemassen zu befreien. Der Schnee erreichte am Morgen einen Stand von 1,50 Meter. Im Laufe des Tages rechneten die Behörden mit einem weiteren halben Meter Schnee.

Im Landkreis Freyung-Grafenau kämpften nach Angaben des Landratsamtes mehr als 1000 Helfer gegen die Schneemassen. Die Gemeinde Schöfweg war mehrere Stunden von der Außenwelt abgeschnitten. "Über eine Aufhebung des Katastrophenfalls denkt hier keiner nach", sagte der Landkreis-Sprecher, Ralph Heinrich. Das Landratsamt rief die Bevölkerung dazu auf, in eigener Verantwortung den Schnee von ihren Dächern zu räumen und dabei auf ihre Sicherheit zu achten.