Eine Viertelmillion schiitischer Muslime nutzten die Aschura-Prozessionen an ihrem wichtigsten religiösen Trauertag, um friedlich gegen die westlichen Mohammed-Karikaturen zu demonstrieren. Die Türkei soll jetzt als Mittler im Streit auftreten.

Beirut. Hunderttausende schiitische Muslime in Libanon haben die Prozession an ihrem wichtigsten religiösen Trauertag am Donnerstag dazu genutzt, gegen die umstrittenen Karikaturen des Propheten Mohammed zu protestieren. Zum Höhepunkt der Aschura-Feierlichkeiten zogen trotz strömenden Regens rund 250.000 Gläubige durch die Straßen im Süden der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Zu Aschura gedenken die Schiiten des Märtyrertods von Imam Hussein, eines Enkels des Propheten und Religionsgründers Mohammed. In diesem Jahr standen die Feiern in Libanon unter dem Motto "Verteidigung der Religion und des Propheten um jeden Preis".

"Wir nehmen solche Beleidigungen nicht hin" und "Was ist nach der Schmähung unserer heiligen Werte noch zu erwarten?", hieß es auf den Bannern. Zugleich riefen die Demonstranten Slogans wie "Tod für Amerika, Tod für Israel!". Der Generalsekretär der radikalen libanesischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, forderte die islamischen Länder in seiner Ansprache auf, gemeinsam die europäischen Länder dazu zu bringen, eine Lästerung Gottes und des Propheten per Gesetz zu verbieten. Er verlangte zudem eine Entschuldigung der dänischen Regierung. Nasrallah rief die Gläubigen auf, friedlich zu protestieren, warnte aber zugleich, Muslime seien "bereit ihr Blut zu opfern, um unseren geliebten Propheten zu verteidigen".

In Pakistan kam es während der Aschura-Feierlichkeiten zu einem verheerenden Anschlag auf schiitische Gläubige. Bei einer Prozession im Nordwesten Pakistans zündete vermutlich ein Selbstmordattentäter eine Bombe. Mindestens 22 Menschen starben und dutzende wurden verletzt. Nach der Explosion griffen Schiiten die Sicherheitskräfte an und setzten Geschäfte und Autos in Brand.

Auch im Irak stehen die schiitischen Rituale unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen, nachdem sunnitische Attentäter mit Anschlägen auf die Prozessionen in den vergangenen Jahren mehr als 230 Menschen mit in den Tod gerissen hatten.

Der dänische Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen steht inzwischen einer Initiative mit der Türkei als Mittler beim Streit um die Karikaturen positiv gegenüber. In der Türkei sind die Demonstrationen gegen die in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" veröffentlichten Mohammed-Karikaturen bisher friedlich verlaufen.