Ärzte versuchen Ariel Scharon langsam aus dem Koma zu holen und greifen dabei auch zu ungewöhnlichen Methoden. In Israel ist derweil eine Diskussion entbrannt, ob der israelische Ministerpräsident von seinen Ärzten falsch behandelt wurde.

Jerusalem. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hatte das Bewußtsein am Morgen noch nicht wiedererlangt. Die Mediziner hatten gestern damit begonnen, den Regierungschef aus dem künstlichen Koma zu wecken und dazu die Narkosedosierung immer weiter verringert. Scharon bewegte sich auf Schmerz-Reize hin leicht und atmete wieder selbstständig, was von den Ärzten als wichtiges Zeichen gewertet wurde. Zur Unterstützung blieb aber weiterhin ein Beatmungsgerät angeschlossen.

Die Mediziner bemühten sich zudem, Scharons Geruchssinn mit seiner Leibspeise, orientalischem Grillfleisch, und sein Gehör mit klassischer Musik seines Lieblingskomponisten Wolfgang Amadeus Mozart anzusprechen. Seine Söhne Omri und Gilad seien ständig an seinem Bett und bemühten sich ebenfalls, den Aufwachprozeß ihres Vaters aus dem künstlichen Koma zu unterstützen. Ein Krankenhaussprecher sagte: "Scharon befände sich in einem stabilen, aber kritischen Zustand."

Unterdessen verschärfte sich eine Diskussion um mögliche Behandlungsfehler. Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb am Dienstag, Scharon leide an einer Erkrankung der Hirnblutgefäße, die vermutlich seinen schweren Schlaganfall ausgelöst habe. Diese Krankheit gilt als häufige Ursache von Hirnblutungen im höheren Lebensalter. Bei einer früheren Diagnose hätten Ärzte in diesem Fall sicherlich auf die Gabe von Blutverdünnungsmitteln verzichtet, schrieb das Blatt.

Bei Scharons erster Behandlung im Hadassah-Ein-Kerem-Krankenhaus nach seinem leichten Schlaganfall im vergangenen Monat sei die Krankheit nicht festgestellt worden. Erst bei den jüngsten Computertomographien seien Ärzte darauf aufmerksam geworden, zitierte das Blatt einen namentlich nicht genannten, an der Behandlung Scharons beteiligten Mediziner, der dies als "schlimmen Patzer" bezeichnete. Ein Krankenhaussprecher wollte sich dazu nicht äußern. "Wir sind damit beschäftigt, den Ministerpräsidenten zu behandeln und um sein Leben zu kämpfen", sagte der Sprecher. "Wir kümmern uns um nichts Anderes."