Zugfahren wird für die Deutschen wieder teurer: Vor allem im Nahverkehr müssen Pendler in die Tasche greifen. Zwei Strecken bleiben ausgenommen.

Berlin. Zugfahren mit der Deutschen Bahn wird wieder teurer. Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember steigen die Preise im Nahverkehr durchschnittlich um 2,9 Prozent. Im Fernverkehr verlangt die Bahn im Durchschnitt 1,3 Prozent mehr, wie das bundeseigene Unternehmen am Montag in Berlin mitteilte. Die Normalpreise des Fernverkehrs erhöhen sich um 2,5 Prozent. Konstant bleiben die Preise für Zeitkarten. Die Bahncard 50 wird 2,5 Prozent teurer, die Bahncard25 um 1,6 Prozent.

Im Nahverkehr der Bahn sind täglich 5,3 Millionen Fahrgäste unterwegs. Für rund 80 Prozent von ihnen gelten die Preise von Verkehrsverbünden, sie sind von den Preiserhöhungen der Bahn also nicht betroffen. Auch wenn die Nahverkehr-Preise nach Angaben der Bahn langsamer steigen als bei den Verkehrsverbünden, müssen ihre Fahrgäste teils deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Wer sich einen Sitzplatz sichern will, muss zusätzlich tiefer in die Tasche greifen: Die Reservierung kostet künftig 4,50 Euro statt 4,00 Euro. Die Bahn begründete die Preiserhöhungen ab 15. Dezember mit den im ersten Halbjahr 2013 um vier Prozent gestiegenen Personalkosten im Fernverkehr. Die sonst genannten Energiekosten wurden diesmal nicht erwähnt.

Keine Erhöhung auf der Hochwasserstrecke

Keine Preisänderungen soll es auf der Verbindung von Köln oder Düsseldorf nach Berlin geben. Wegen des Elbehochwassers im Juni ist dort die Haupttrasse noch bis November gesperrt, was um rund eine Stunde längere Fahrtzeiten bedeutet. „Für das Hochwasser und seine Folgen für unsere Kunden können wir zwar nichts. Weil wir die durch Umleitungen und längere Fahrzeiten betroffenen Reisenden und unsere Stammkunden aber weiterhin an uns binden wollen, haben wir uns bewusst für die Nullrunden in diesen Segmenten entschieden“, sagte Bahn-Personenverkehr-Vorstand Ulrich Homburg am Montag

Unverändert bleiben zudem die Spezial-Sonderpreise, die ermäßigte Bahncard für Jugendliche und Senioren sowie die Bahncard100. Personenverkehrs-Vorstand Ulrich Homburg sagte, somit verteuerte sich die Tickets im Fernverkehr für rund die Hälfte der Fahrten nicht.

Der Fahrgastverband „Pro Bahn“ kritisierte die Erhöhungen: „Wir hätten es sehr begrüßt, wenn die Deutsche Bahn das Preis-Karussell gestoppt hätte“, sagte der stellvertretende Verbandsvorsitzende Gerd Aschoff. Er verwies auf die wegen der Hochwasserfolgen verspäteten Züge, den viel zu knappen Wagenpark sowie auf mangelhafte Reinigung und Wartung. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) bezeichnete die Preiserhöhungen als unverständlich, da sich die Leistungen im Fernverkehr nicht verbessert hätten. Die Bahn sei mit sehr alten Zügen unterwegs, die zudem immer voller seien.

Spritkosten machen der Bahn die Steigerung möglich

In den vergangenen Jahren legten die Passagierzahlen gerade im Fernverkehr deutlich zu. Die Sparte konnte so ihren Gewinn 2012 mehr als verdoppeln. Gerade dieser Passagierzuwachs sowie die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Spritkosten für Autofahrer machten es aber der Bahn auch möglich, die Preise zu erhöhen, erklärte der VCD.

Die Bahn hatte 2003 die Ticket-Kosten im Fernverkehr im Zuge einer verunglückten Preisreform um gut zehn Prozent gesenkt. Seitdem hat sie die Preise jedes Jahr – bis auf 2010 – stärker als die Inflationsrate angehoben. Dies gilt auch für die jetzige Anhebung.

Normalfahrkarten und Zeitfahrkarten – also Wochen-, Monats- und Jahrestickets – für den Nahverkehr werden ab Dezember rund 3,2 Prozent teurer. Das Schönes-Wochenende-Ticket kostet ab dann zwei Euro mehr. Beim Quer-durchs-Land-Ticket bleibt zwar der Grundpreis gleich, für jeden zusätzlichen Mitfahrer sind aber jeweils zwei Euro mehr als bislang fällig. Auch einige Ländertickets kosten künftig einen Euro mehr als bislang.

Neu geregelt wird der Aufschlag für den Fahrkarten-Kauf in Fernzügen: Bislang waren – abhängig vom Fahrkarten-Preis – fünf bis zehn Euro fällig, künftig sind es einheitlich 7,50 Euro.