Ein Aufruf von Björn Jensen

Hakan Calhanoglu zu vergessen, das würde schwerfallen nach der vergangenen Saison, das war mir klar. Zu viele schöne und wichtige Tore hat der türkische Zauberfuß geschossen, ohne diese Tore wäre der HSV abgestiegen. Und trotzdem war ich auf einem guten Weg, seinen Namen aus meinem Fan-Gedächtnis zu streichen. Wer zur HSV-Legende werden kann und lieber nach Leverkusen flüchtet, der ist der Erinnerung schlicht nicht würdig, finde ich. Hakan wer? Nie gehört!

Seine Rückkehr ins Volksparkstadion an diesem Sonnabend lässt mich kalt; zumindest bis zu dem Moment, wenn er zum Freistoß anlaufen wird, was mir aber bei Standardexperten anderer Clubs ebenfalls Schweißausbrüche beschert. Leider jedoch scheinen in Hamburg nicht viele so zu denken. Zu monströsen Pfeiforkanen wird in der Fanszene aufgerufen, Medien entwerfen Schreckensszenarien, die glauben machen, da käme der Teufel höchstpersönlich, um dem HSV die Lizenz zum Kicken zu entreißen.

Jeder Pfiff, jeder Schmähruf ist aber einer zu viel, denn was Calhanoglu verdient, ist die Missachtung, die er – getrieben von seinem Berater und dem geldgierigen Vater, die die Unbedarftheit des Jungen schändlich ausgenutzt haben – dem HSV und seinen Fans gegenüber gezeigt hat. Menschen mit großem Ego ergötzen sich an den Reaktionen, die sie hervorrufen, auch an negativen. Keine Reaktion zu zeigen könnte für Verwirrung sorgen. Das dürfte dem HSV am meisten helfen.

Keine Frage, Hakan Calhanoglu hat viel Blech geredet in den vergangenen Monaten. Gerade deswegen wäre am Sonnabend Schweigen Gold.

Abendblatt-Redakteur Björn Jensen ist HSV-Mitglied und Dauerkartenbesitzer