Hamburg legt Konzept gegen Salafisten vor

Die Zahl der radikalen Salafisten in Hamburg steigt rasant. Waren es im Frühjahr noch um die 70, so geht der Verfassungsschutz derzeit von rund 150 Extremisten aus. Wie entschlossen die religiösen Ereiferer im Nahen Osten kämpfen, ist derzeit jeden Tag zu beobachten. Deshalb braucht es hier, wo zumindest ein Teil der Kämpfer radikalisiert und rekrutiert wird, entschlossenes Handeln. Insofern ist es gut, dass Hamburg nun ein Anti-Salafismus-Konzept auf den Weg bringt. Es stellt sich nur die Frage, ob es ausreicht.

Der große Vorteil Hamburgs ist das bereits bestehende Netzwerk zu den islamischen Gemeinden. Durch den Staatsvertrag mit ihnen sind die Verbindungen kurz – man kennt sich. Nicht zuletzt deshalb konnten die Gemeinden bei der Ausarbeitung des Konzepts mit den Behörden einbezogen werden. Dass die muslimischen Gemeinden bereits radikalisierte Salafisten aber erreichen können, ist zweifelhaft. Es liegt nun gerade in der Logik der Salafisten, sich ihnen zu entziehen. Denn sie legen den Islam besonders puristisch aus. Für sie zählt vor allem das geschriebene Wort im Koran. Moderne Auslegungen der Schrift durch Gelehrte lehnen sie ab. Den Gemeinden kommt daher die wichtige Rolle zu, mögliche künftige Radikale bereits früh zu erkennen und Auswege aufzuzeigen.

Gleiches trifft auf die Schulen zu. Lehrer sollten in die Lage versetzt werden, das Verhalten ihrer Schüler richtig zu deuten. Bei den ohnehin schon vielfältigen Aufgaben kommt das noch hinzu. Zumindest aber sollten Lehrer Radikalisierungstendenzen erkennen können, um die Eltern, aber auch die Sicherheitsbehörden einzuschalten. Denn wenn sich junge Menschen erst einmal radikalisiert haben, ist es meist zu spät. Dass Hamburger Salafisten in den Irak oder nach Syrien gereist sind, um dort zu kämpfen, haben etwa die Behörden in vielen Fällen erst dann erfahren, als die Kämpfer zurückkehrten. Es geht also in erster Linie darum, den Rekrutierern das Handwerk zu legen. Ob die 1,1 Millionen Euro, die sich die Stadt das Konzept kosten lässt, genug sind, wird sich erst noch erweisen.