Der IT-Gipfel zeigte vor allem eines: Es gibt noch viel zu tun

Man kann der Bundesregierung nicht vorwerfen, sie nehme die Digitalisierung nicht ernst. Kanzlerin Angela Merkel kam gleich mit sechs Ministerinnen und Ministern nach Hamburg. Der Auftritt der Spitzen von Politik und Wirtschaft war inszeniert wie eine Benefizgala – mit Moderation, Werbefilmchen, Fototerminen, Catering. An der Botschaft der Bundesregierung sollte es keinen Zweifel geben: „Deutschland hat viel aufzuholen bei der Digitalisierung der Wirtschaft. Und das packen wir jetzt gemeinsam an.“ Viele Unternehmer in der Hamburger Handelskammer hörten es gern.

Doch wie die „Digitale Agenda“ der Koalition von Union und SPD in einzelnen Schritten und mit klaren Zeitvorgaben nun umgesetzt werden soll, dazu gab es wenig Neues. Dabei drängen sich diverse Fragen auf, die über die Zukunft des IT-Standorts Deutschland entscheiden: Fragen zum Datenschutz, zur digitalen Infrastruktur in Deutschland, zur Förderung von Ausbildung in der „Industrie 4.0“. Denn hinter Ländern wie Kanada und den USA, aber auch hinter Estland und manchen asiatischen Staaten hinkt die Bundesrepublik hinterher. Noch immer hängen viele Mittelständler vor allem in ländlichen Regionen an langsamen Internetkabeln. Datenschutzbehörden sind überfordert mit den etlichen Klagen gegen Internetkonzerne wie Google. Junge Start-up-Firmen beschweren sich darüber, dass sich die großen IT-Unternehmen nicht bei ihnen und ihren Ideen blicken lassen.

Über das Hamburger Treffen hinaus werden Ziele der „Digitalen Agenda“ in Arbeitsgruppen nun weiter diskutiert. Das macht den IT-Gipfel besonders. Die Tagung hat es geschafft, dass sich Wirtschaft und Politik vernetzen. Sigmar Gabriel sprach vom Mittelstand als Deutschlands ökonomischer Kraft. Der Wirtschaftsminister will diese Firmen stärker an die Digitalisierung heranführen. Doch auf den Podiumsdiskussionen in Hamburg saßen nur Vertreter der bekannten Branchenriesen – SAP, die Deutsche Bahn, IBM. Kein Mittelständler, kein Start-up-Unternehmen. Es gab viele wuchtige Signale auf dem IT-Gipfel. Dies war ein falsches.