Hamburgs Polizei wird mit Schulterkameras geschützt

Der Einsatz von neuen Methoden ruft immer Kritik hervor. Der Abschied vom Altbewährten tut weh. Dass Technik aber trotz aller Befürchtungen ein Segen sein kann, haben selbst Fußballpuristen bei der WM in Brasilien zugeben müssen. Der Einsatz der Torlinientechnik hat nicht dazu beigetragen, dass der Fußball seinen Reiz verloren hat, weil nun der Charme der Unvollkommenheit plötzlich wegfiel. Nein, das Spiel ist fairer geworden. Und zu diskutieren gibt es immer noch genug. Nun also setzt auch die Hamburger Innenbehörde auf Innovation und will durch den Einsatz von Schulterkameras die Sicherheit für Polizisten erhöhen.

Nun sind Übergriffe auf Polizeibeamte zwar verabscheuungswürdig, aber beileibe kein Massenphänomen. Selbst auf St. Pauli, wo die ersten vier „Bodycams“ eingesetzt werden sollen, werden Polizisten nicht regelmäßig angegriffen. Ernsthaft verletzt werden die Beamten der Bereitschaftspolizei auf Demonstrationen. Und dort wird ohnehin gefilmt. Auf St. Pauli sind Polizisten zudem nicht allein unterwegs, sondern immer mit Kollegen. Ein Übergriff kann also auch bezeugt werden. Eine Kamera wäre dabei lediglich eine Ergänzung. Es ist außerdem zweifelhaft, dass ein betrunkener Angreifer sich von einer Kamera von seinem Vorhaben abbringen ließe, wenn schon die reine Präsenz von Polizisten ihn nicht einschüchtert. Die Innenbehörde beruft sich auf die Erfolge in Frankfurt. Dort ist die Zahl der Übergriffe in einem Brennpunktviertel von 27 auf 20 innerhalb von sechs Monaten gesunken. Nach einem durchschlagenden Erfolg klingt das nicht gerade.

Und so ist der Einsatz der Kameras als eine Geste der Fürsorge der Innenbehörde für die Beamten zu verstehen. Das zeigt allein der Topf, aus dem das 20.000-Euro-Pilotprojekt finanziert wird. Nach den Ausschreitungen im Zusammenhang mit der Roten Flora Ende vergangenen Jahres, bei denen Beamte zum Teil schwer verletzt worden sind, hat die Behörde zusätzlich zehn Millionen Euro für die Polizei zur Verfügung gestellt. Ob am Ende die Sicherheit der Polizisten steigt oder doch deren Sicherheitsempfinden, muss sich noch zeigen.