Eine Lösung im Konflikt mit Russland rückt in die Ferne

Die Sanktionen waren absehbar, die Russland als Reaktion auf deren Handelsbeschränkungen nun gegen westliche Staaten verhängt, darunter die Europäische Union und die USA. Das russische Importverbot für eine Vielzahl von Lebensmitteln könnte unter anderem in der EU und in Deutschland dazu führen, dass Lebensmittel kurzfristig billiger werden, bis die Landwirtschaft und die Hersteller ihre Produktion gedrosselt haben oder aber andere Märkte für ihre Waren erschließen. Der Konflikt zwischen dem Westen und Russland, in dessen Mittelpunkt die instabile Ukraine steht, rückt nun deutlich näher an das Alltagsleben auch in Deutschland heran. Das gälte erst recht, wenn Russland, wie angedroht, Überflugrechte über sein Territorium einschränken würde.

Nach wie vor erscheint es sehr zweifelhaft, ob der Konflikt um Einfluss in der Ukraine mit gegenseitigen Wirtschaftssanktionen gelöst werden kann. Der Westen allerdings hatte keine andere Wahl, als nach dem Abschuss eines malaysischen Passagierflugzeugs in der Ostukraine, mutmaßlich durch prorussische Separatisten, mit wirtschaftlichen Restriktionen zu antworten. Ein Problem dabei ist: Russlands Präsident Wladimir Putin nutzt diese Situation vermutlich, um die autoritären Führungsstrukturen in seinem Land weiter zu festigen. Findet Russland nun in Südamerika obendrein wie erhofft neue Exporteure für Lebensmittel, bekommt der Konflikt eine globale Dimension.

Das kann weder im Interesse Europas noch Russlands, der Vereinigten Staaten oder irgendeines anderen beteiligten Staates liegen. Zutiefst anachronistisch wirkt diese Auseinandersetzung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Entscheidend ist die Frage, wie alle beteiligten Seiten – die EU und die USA, die Ukraine und schließlich Russland – ohne Gesichtsverlust aus der eingefahrenen Situation wieder herauskommen. In der Eigendynamik von Sanktion und Reaktion liegt die eigentliche Gefahr: Wie lange lässt sich diese Entwicklung kontrollieren? Wer sich an der Kasse seines Supermarktes demnächst über billigere Lebensmittel freut, schätzt diesen Vorteil jedenfalls falsch ein.