Umzug des US-Generalkonsulats würde dem Land, der Stadt und den Menschen nutzen

Manchmal gibt es Entscheidungen, die nur Gewinner kennen. Der Umzug des US-Generalkonsulats aus dem sogenannten kleinen Weißen Haus an der Außenalster wäre so eine. Alle Beteiligten beziehungsweise Betroffenen hätten etwas davon: Die USA, weil das Gebäude zwar imposant und repräsentativ ist, aber auch viel zu groß. Die diplomatische Vertretung könnte mit deutlich weniger Platz auskommen, neue Räume dürften auf jeden Fall funktionaler und leichter zu schützen sein. Außerdem würde sich ein Verkauf des Hauses in der Toplage auch finanziell für die USA rechnen, einerseits wegen des zu erwartenden Erlöses, andererseits wegen geringerer Kosten an einem anderen, dem neuen Standort.

Angesichts dieser Gründe ist es erstaunlich, dass man für das Generalkonsulat nicht schon viel länger nach einer neuen Heimat gesucht hat. Denn schließlich würde davon auch die Stadt profitieren. Die Sicherheitsmaßnahmen vor dem Weißen Haus sind aufwendig, sie kosten Jahr für Jahr sehr viel (Steuer-)Geld und binden Personal, das die Hamburger Behörden gut an anderer Stelle gebrauchen könnten. Natürlich verbot es sich in der Vergangenheit für Hamburg, in irgendeiner Form Druck auf die USA zu machen, um einen Umzug zu erwirken. Jetzt, wo das Thema im Gespräch ist, wäre die Stadt gut beraten, bei der Suche nach einer Alternative zu helfen, so gut sie kann.

Einerseits aus eigenem finanziellen Interesse, andererseits aber auch, um eine der schönsten Straßen der Stadt wieder durchgängig befahrbar zu machen. So verständlich die Sperrung des Alsterufers nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 war, so ärgerlich ist sie für Hamburger und Touristen bis heute. Wie schön wäre es, wenn man wieder ganz normal an der Alster entlangfahren könnte, wie schön wäre es, wenn dort weder hohe Zäune noch hässliche Betonpoller ständen. Vor allem die Anwohner des Viertels, die seit Jahren die Unannehmlichkeiten geduldig ertragen, hätten sich endlich einmal wieder ein normales Leben ohne Hochsicherheitseinschränkungen verdient.

Zudem käme ein Umzug des Konsulats in einem Jahr sehr gelegen, in der sich in der Umgebung sowieso Großes tut: Investor Klaus-Michael Kühne will auf dem Gelände des ehemaligen Interconti Deutschlands bestes Hotel bauen (The Fontenay), daneben plant Xing-Gründer Lars Hinrichs einen neuen, modernen Apartmentkomplex für Wohnen auf Zeit. Dazu würde ein Weißes Haus, das eventuell auch als Hotel oder für Wohnungen genutzt werden könnte, wunderbar passen.

Schließlich würde eine Verlagerung der US-Vertretung auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass diese Hamburg noch möglichst lange erhalten bleibt. Denn in einer Zeit, in der nahezu alle Länder überall auf der Welt ihre Ausgaben auf den Prüfstand stellen, gerade bei Auslandsaktivitäten, gehört die Zukunft kleineren und bescheideneren Konsulaten, die so gebaut sind, dass sie ihre Aufgaben vernünftig erfüllen können. Vor diesem Hintergrund könnte ein Domizil, das nicht nur wie die Kopie des Weißen Hauses in Washington wirkt, sondern in Hamburg ja auch genau so genannt wird, irgendwann einmal kontraproduktiv sein.

Die große Aufgabe ist jetzt für Amerikaner wie für Hamburger, in den kommenden Wochen und Monaten einen Standort zu finden, der sich mit möglichst geringem Aufwand schützen lässt, und vor allem, ohne ein weiteres Mal eine wichtige Straße sperren zu müssen. Dabei ist nicht zwingend notwendig, dass das Generalkonsulat sein Zuhause mitten in der City oder an der Alster hat – wichtig ist nur, dass die Vertretung der USA überhaupt in der Hansestadt bleibt. Und daran gibt es weder auf der einen noch auf der anderen Seite einen Zweifel.