Länderspiel-Entzug wird den Konflikt weiter anheizen

Eines muss man den Funktionären des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) lassen: Sie fackeln nicht lange. Nur drei Tage nach dem umstrittenen Beschluss des Bremer Senats, den Fußball an den Kosten für Polizeieinsätze bei Risikospielen zu beteiligen, reagierte der Verband mit einer harten Strafe: Der DFB nahm Bremen das EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar am 14. November weg. Stattdessen darf sich nun Nürnberg auf den Weltmeister freuen.

In der Sache hat der DFB völlig recht: Der Alleingang des rot-grünen Bremer Senats ist töricht. Im Einklang mit der Innenministerkonferenz hatten DFB und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) beschlossen, dass die Verbände künftig bis zu elf Millionen Euro in die Prävention von Gewalt investieren – für Sozialarbeiter, für Fanprojekte, für Fanbeauftragte. Der Vergleich dieser Summe mit den exorbitant hohen TV-Einnahmen der Proficlubs von 2,5 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre mag reizvoll sein, ist aber eben auch populistisch. Die Sicherheit im Umfeld von Großveranstaltungen bleibt nun mal die Aufgabe des Staates, aus Steuergeldern finanziert. Zugegeben, die Bundesliga-Teams könnten eine Art Sicherheitssoli ob ihrer Finanzkraft noch verkraften. Aber was ist bei Hochrisiko-Spielen der traditionell klammen Regionalliga-Vereine? Und sind als nächstes Konzertveranstalter provokanter Bands dran?

Dennoch bleibt die Frage, ob die Strafe des DFB gegen Bremen wirklich angemessen ist. Der Verband kassiert ausgerechnet ein Länderspiel gegen den Exoten Gibraltar, das wohl auch völlig ohne Polizei friedlich ablaufen würde. Zudem hat kein Bremer Fußballfan vergessen, dass der DFB den Traditionsverein einst aus der Liste der WM-2006-Veranstalter strich, den Zuschlag erhielt Hannover, Heimat des damaligen Regierungschefs Gerhard Schröder. „Kanzler-Bonus“ wetterten die Werder-Chefs seinerzeit.

Der aktuelle Länderspiel-Entzug wird die Hardliner weiter stärken. Der Senat spricht von einer „fragwürdigen Strafaktion“, die Deutsche Polizeigewerkschaft gar von „Erpressung“. Der notwendige Dialog über dieses Thema wird nun noch schwieriger.