Hafen ist auf sein Wachstum gar nicht richtig vorbereitet

Zahlreiche Staus durch Baustellen auf den Straßen, innerbetriebliche Defizite der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) bei der Abfertigung von Containern – eigentlich hat Hamburgs Hafen genug Probleme. Hinzu kommt eins, über das sich die Wirtschaft freut: ein Rekordwachstum an Umschlagmengen, das die zuvor beschriebenen Kapazitätsmängel noch verschärft. Am Containerterminal Burchardkai wurde kürzlich ein Liniendienst von Hapag-Lloyd mit der Begründung abgewiesen, man sei voll. Bis zu einem gewissen Grad ist der Hafen Opfer seines eigenen Erfolgs.

Dieser Erfolg soll nicht abreißen, wenn die Elbvertiefung genehmigt wird: Laut Seeverkehrsprognose wird der Umschlag in den deutschen Seehäfen bis zum Jahr 2030 um 74 Prozent wachsen. Doch wie soll der Hafen diese Mengen aufnehmen, wenn er schon jetzt außer Tritt gerät?

Drei Forderungen lassen sich aus diesem Konflikt ableiten. Erstens: Hamburgs Infrastruktur muss weiter ausgebaut werden. Auf den Autobahnen geschieht dieses gerade, deshalb sind die Staus als notwendiges Übel zu ertragen. Auch auf der Schiene gibt es Verbesserungen, hier muss aber noch deutlich mehr geschehen als der Bau des dritten Gleises zwischen Stelle und Lüneburg, das heute feierlich eingeweiht wird.

Zweitens: Die HHLA muss ein Zukunftskonzept erstellen und transparent erklären, wie und wo sie künftiges Mengenwachstum abzufertigen gedenkt. Wie auch Konkurrent Eurogate hat die HHLA immer wieder betont, dass der Bau eines weiteren Containerterminals überflüssig ist, weil sie selbst ihre eigenen Umschlagkapazitäten kräftig erweitern kann. Wenn das stimmt, ist es unverständlich, warum Schiffe einer Hamburger Reederei abgewiesen werden.

Und drittens: Solange der Ausbau der Umschlaganlagen nicht abgeschlossen ist, ist der Hafen darauf angewiesen, dass die vorhandenen Kapazitäten reibungslos funktionieren. Personaleinsatz und Ablaufplanung bei der HHLA müssen deshalb dringend verbessert werden. Dann, und nur dann, werden wir weitere Rekordzahlen aus dem Hafen hören.