Prozess gegen Ecclestone beginnt in München

Bernie Ecclestone ist nur 1,59 Meter groß. Und doch ist der 83 Jahre alte Brite in seinem Metier der Größte. Er hat aus einer Sportserie mit Rennwagen, die ein paar Stunden lang im Kreis fahren, ein globales Milliardengeschäft gemacht: die Formel 1.

Der Pate der Vollgasbranche führte sein Imperium wie ein kleiner Diktator. Nicht einmal seine engsten Partner kannten die verschachtelten Strukturen, die letztlich nur einen Sinn hatten: einen wohlhabenden Unternehmer noch reicher zu machen. Und die Protagonisten des PS-Zirkus fragten nicht nach. Zu verlockend waren die Millionen, die auf ihren Konten landeten. Dass Ecclestone zum Milliardär wurde, störte niemanden, solange der eigene Anteil am Kuchen groß genug war. Wer aufmuckte, wurde mit ein paar zusätzlichen Überweisungen ruhiggestellt. Die Formel 1 ist eine Gelddruckmaschine.

Doch nun läuft die Zeit des umtriebigen Managers ab. Um seine Macht zu sichern, soll er dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben. Den Vorwurf der Bestechung und der Anstiftung zur Untreue hätte Ecclestone in seinen Kreisen wie üblich mit einer Handvoll Dollar geregelt. Vor einem deutschen Gericht wird das nicht funktionieren. Nur muss man sich fragen: Wieso stürzt Ecclestone erst jetzt? Dass sich Weltunternehmen wie Mercedes oder Renault trotz ihrer strengen ethischen Regeln überhaupt jemals den undurchsichtigen Praktiken des kleinen Alleinherrschers unterworfen haben, ist ein Rätsel.

Der Fußballmanager Uli Hoeneß ist in einem aufsehenerregenden Prozess, ebenfalls in München, schuldig gesprochen worden. Sein Unternehmen, der FC Bayern München, kann auch ohne Hoeneß weiter existieren. In der Formel 1 dagegen gibt es niemanden. Ecclestone hat es verstanden, alle möglichen Nachfolgekandidaten kleinzuhalten. Es ist lange überfällig, den Rennzirkus neu aufzustellen, seriös und transparent. Vielleicht wird die Formel 1 nicht mehr ganz so viel Geld verdienen, vielleicht muss sie nicht mehr mit jedem Machthaber rund um die Welt Geschäfte machen. Aber nur so kann sie überleben.