Die Krise des HSV ist auch die Krise von Rafael van der Vaart

Im Fußball reicht mitunter ein Vergleich der beiden Spielführer, um den Unterschied zwischen zwei Teams auszumachen. Bei Hannover 96 trug die Binde am Sonnabend ein gewisser Lars Stindl, 25, noch bis 2010 in Diensten des Zweitligisten Karlsruher SC. Stindl war bei Hannovers hochverdientem 2:1-Sieg der Spieler des Tages, schoss allein in der ersten Halbzeit neunmal auf das HSV-Tor, erzielte auch das 1:0. Sein HSV-Pendant Rafael van der Vaart, 31, Vizeweltmeister mit Holland 2010, einst in Diensten von Real Madrid, schleppte sich dagegen wie ein Altherrenfußballer über den Platz, bis er in der Halbzeit verletzt ausgetauscht wurde.

Wie so oft enttäuschte van der Vaart total. Das Fachblatt „Kicker“ benotete ihn mit Ungenügend, neunmal zuvor gab es in dieser Saison ein Mangelhaft. Der Rückkehrer, mit 13 Millionen Euro Ablöse teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte, wird zum Symbol der Krise des HSV.

Dabei kann sich van der Vaart über mangelnde Rückendeckung wahrlich nicht beklagen. Mirko Slomkas Vorvorgänger Thorsten Fink adelte ihn mit der Spielführerbinde, obwohl er zum Anführer kaum taugt. Nach dem Training geht er fast immer als einer der Ersten, zu Mannschaftsabenden bitten andere Kollegen.

Inzwischen droht van der Vaart auch noch die Vorbildrolle zu verlieren. Schon zu Saisonbeginn kam er mit Übergewicht aus dem Sommerurlaub. „Ich bin vor Schreck fast von der Waage gesprungen“, witzelte der Holländer über sein Hüftgold.

Finks Nachfolger Bert van Marwijk wie jetzt auch Slomka stärkten van der Vaart dennoch immer wieder öffentlich – in der verständlichen Hoffnung auf Geniestreiche des ohne Frage begnadeten Technikers. Vergebens, für Schlagzeilen sorgt eher sein wechselvolles Privatleben. Und so wachsen auch im Club die Zweifel, ob der schon zu seinen Glanzzeiten nicht eben schnelle Spielmacher noch in der Bundesliga mithalten kann.

Wegen einer Zerrung muss van der Vaart nun erst mal kürzertreten. Ob er künftig im Abstiegskampf noch helfen soll, muss Trainer Slomka entscheiden. Rücksicht auf einen großen Namen darf es dabei nicht geben.