Abrissverbot für Bunker in Eimsbüttel ist gerechtfertigt

Über Geschmack lässt sich streiten, nur nicht beim Denkmalschutz. Der darf auch vermeintlich Hässliches unter Schutz stellen und sich nicht dem Zeitgeist unterwerfen oder bei Entscheidungen Rücksicht auf gängige Schönheitsideale nehmen. Er soll Kulturdenkmale und kulturhistorisch relevante Bausubstanz erhalten, also vor Zerstörung bewahren. Und das ist, ganz grundsätzlich, eine gute Sache.

Allerdings gilt der Denkmalschutz als stumpfes Schwert. Und die Akzeptanz bröckelt weiter, wenn einerseits Dutzendware wie Kriegsbunker oder die vier Hochhausblöcke des Bezirksamts Mitte unter Schutz gestellt werden, während gleichzeitig historisch prägende Gebäude wie „Das Weiße Haus von Nienstedten“ oder zahlreiche Gründerzeit-Ensembles zugunsten energetisch wertvoller, aber gleichförmiger Einheitsarchitektur verschwinden. Kurzum: Die Kriterien des Denkmalschutzes sind nicht immer nachvollziehbar. Und das ist, ganz grundsätzlich, keine gute Sache.

Denn allzu oft ist unergründlich, warum nicht stilbildende Gebäude einer Epoche unter Schutz gestellt werden, sondern stillose. Bauwerk gewordenes Fehlverhalten muss jedenfalls nicht um seiner selbst willen erhalten werden, wenn die kulturhistorische Relevanz auch an anderer Stelle gegeben ist. Das gilt vielleicht nicht für den nunmehr umstrittenen Bunker am Eidelstedter Weg, denn der ist tatsächlich einzigartig ursprünglich. Aber für viele andere in der Stadt.

Andererseits drängt sich zunehmend der Verdacht auf, dass das Denkmalschutzamt bei erhaltenswerten Grenzfällen allzu oft vor dem Gebot der Wirtschaftlichkeit einknickt. Investoren müssen nur lange genug betonen, dass eine Sanierung weniger lohnenswert sei als Abriss und Neubau. Und schon verschwindet eine milieutypische Villa an der Elbchaussee. Ohne große Widerstände.

Um solche Akzeptanzprobleme zu vermeiden, darf die Linie des Denkmalschutzes durchaus klarer werden. Denn sich dem Gebot der Wirtschaftlichkeit zu unterwerfen bedeutet nicht zwangsläufig, in letzter Instanz Abrisse zu dulden. Vielmehr müssen mehr Investoren für die grundsätzlich gute Sache gewonnen werden.