Ein Kommentar von Achim Leoni

Wie gern würde man doch glauben, das Mittel Methylhexanamin sei tatsächlich in den Körper Evi Sachenbacher-Stehles gelangt, ohne dass sich die Biathletin dessen bewusst war. Der Wettkampf selbst hatte ja auch keinen Verdacht nahegelegt. Sachenbacher-Stehle, die einstige Weltklasse-Langläuferin, hatte im Massenstartrennen keinen Fehler geschossen, war aber auf dem Weg zu einer Medaille noch von drei Konkurrentinnen abgefangen worden, die allesamt Strafrunden zu laufen hatten. Einer Betrügerin wäre das doch nicht passiert! Und hatte die Nationale Anti-Doping-Agentur nicht erst kürzlich gewarnt, dass viele Nahrungsergänzungsmittel mit genau diesem, obendrein gesundheitsgefährdendem Wirkstoff verunreinigt seien?

Im besten Fall ist der erste Dopingfall dieser Winterspiele also nur eine große Dummheit. Auch die aber wäre, nach all den Skandalen der vergangenen Jahre, nicht zu entschuldigen. Schon gar nicht bei einer Athletin, die schon einmal völlig zu Unrecht des Betrugs verdächtigt worden sein will. Der Fall Sachenbacher-Stehle ist aber auch eine Blamage für das deutsche Kontrollsystem, das die Athleten zwar auf Schritt und Tritt verfolgt, es aber offensichtlich nicht versteht, sie richtig aufzuklären.

Das überfällige Anti-Doping-Gesetz, das nun endlich vorgelegt werden soll, ist dafür kein Ersatz. Es stellt nur den Besitz von Dopingmitteln unter Strafe, nicht aber die Einnahme. Den Skandal hätte es also nicht verhindert. Aber es würde der Welt vor Augen führen, dass wir es ernst meinen mit dem Kampf gegen Betrug im Sport.