Das St. Pauli Theater hat den Pegasus-Preis klar verdient

Tolle Schauspieler. Starke Regisseure. Fabelhafte Stoffe. Und eine derart ehrliche, kitschfreie Kiez-Plüschigkeit, wie es sie so wohl nur auf St.Pauli geben kann. Ist es das, was das St. Pauli Theater auszeichnet? Unbedingt. Auch. Vor allem nämlich ist es die Lust am Theater, das Leben für das Theater, das dieses kleine Haus neben der Davidwache so besonders, so authentisch und so erfolgreich macht. Das Einzige, was man sich nach der nun verkündeten Auszeichnung mit dem Pegasus-Preis für Privattheater fragt, den ExxonMobil der Bühne in diesem Jahr verleihen wird, ist: Warum eigentlich erst jetzt?

Es gibt eine Handvoll Bühnen, die in der Vergangenheit den mit 35.000 Euro dotierten Preis erhalten haben, alle unbedingt verdient, gar keine Frage, das Privattheaterniveau in Hamburg ist oft wirklich beachtlich. Aber auch das St. Pauli Theater war in den vergangenen zehn Jahren, in denen Ulrich Waller die künstlerische Leitung hatte, immer ein mindestens ebenso ehrenwerter Anwärter. Schön also, dass es nun endlich so weit ist. Schön auch deshalb, weil es eine gerechte Anerkennung für den Mut ist, den Wallers Partner Thomas Collien einging, als er aus seinem Haus, bis dahin ein Gastspielbetrieb, ein selbst produzierendes Theater machte. Eine Entscheidung, die künstlerisch und damit auch finanziell ein deutlich höheres Risiko bedeutet. Auch das wird durch einen Preis wie den Pegasus belohnt, die Wahrnehmung durch Publikum und Feuilleton geht ohnehin bereits über die Stadtgrenzen hinaus. Für ein Privattheater ist das keineswegs selbstverständlich.

Das Programm ist dabei heterogen, die Inszenierung „Tod eines Handlungsreisenden“ wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, die Pegasus-Jury lobte nun besonders Michael Bogdanovs gelungene Adaption des Kinoerfolgs „The King’s Speech“. Das St. Pauli Theater gehört ganz sicher in die Kategorie jener Schauspieler-Theater, in die man fast jeden – Theaterprofis und -anfänger, beste Freunde, Schwiegereltern, Besuch von außerhalb – bedenkenlos schicken kann. Spätestens wieder im September, zur Premiere des vielversprechenden Hamburg-Musicals „Linie S1“.