Der neue HSV-Sportchef muss erst mal Vorurteile überwinden

Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, da feierten die HSV-Anhänger die Verpflichtung Frank Arnesens als neuen Superstar im Management. Der Däne mit einem jährlichen Salär von 1,8 Millionen Euro wurde von einem Magazin gar mit Engelsflügeln als eine Art Erlöser dargestellt, der die titellose Zeit des HSV beenden sollte. Zwei Jahre später sind die Flügel gestutzt, ein Titel ist nicht in Sicht, und der HSV hat schon den nächsten Sportchef im Anflug.

Nun darf sich also Oliver Kreuzer, 47, als Manager dieses großartigen Vereins, der sich doch leider immer wieder selbst im Wege zu stehen scheint, ausprobieren. Kreuzer kommt vom Zweitliga-Aufsteiger Karlsruher SC, hat davor in Österreich und in der Schweiz gearbeitet und soll nach Angaben wohlmeinender Weggefährten über ein gutes Netzwerk verfügen. Der frühere Profi vom FC Bayern München hat mehrfach angedeutet, dass auch ihm das Bayern-Gen, also der unbändige Wille nach Siegen und Verbesserung, eingeimpft wurde. Seine Qualifikation als Bundesligamanager muss er indes in Hamburg erst noch nachweisen. Ob sein Wechsel zum HSV am Ende also wirklich 650.000 Euro wert ist, die der KSC vom HSV, von Kreuzer selbst und durch ein Freundschaftsspiel erhält, muss sich zeigen.

Anders als Arnesen ist Kreuzer keinesfalls ein Hoffnungsträger, der schon vor seinem ersten Arbeitstag gefeiert wird, sondern eher ein Hoffnungsträgerchen, der noch vor seinem ersten Arbeitstag gegen den Stempel "Drittliga-Manager" anzukämpfen hat. Daher darf man sicherlich laut aufstöhnen, dass der HSV - schon wieder - für einen leitenden Angestellten eine Ablöse zahlen muss. Gleichzeitig muss aber auch berücksichtigt werden, dass Kreuzer nicht mal ein Drittel des Gehalts seines Vorgängers erhalten wird.

Die erste Bewährungsprobe für Kreuzer werden die Verhandlungen mit Heung-Min Son, übrigens ein echter Hoffnungsträger. Erreicht Kreuzer im Gegensatz zu Arnesen eine Vertragsverlängerung, könnte sich die gar nicht mal so günstige "Billiglösung" aus der Dritten Liga sogar zum Kassenschlager entwickeln.