Hinter den Plänen des Senats stehen zu viele Fragezeichen

Lärmgeplagte Anwohner in Großstädten fordern gern und regelmäßig ein generelles Tempo-30-Limit auf innerstädtischen Straßen. Auch im EU-Parlament sitzen Sympathisanten für eine solche Idee. Und fast sieht es so aus, als würde Hamburg dieser Linie zaghaft folgen: Mit der Harburger Chaussee soll die erste Hauptverkehrsstraße in den Nachtstunden verkehrsberuhigt werden. Weitere viel befahrene Strecken stehen auf einer Liste.

Doch der aktuelle Lärmaktionsplan hat wohl mehr Alibifunktion, als dass an ihm ein schlüssiges Konzept im Kampf gegen unzumutbare Belastungen der Bürger abzulesen wäre. Da ist zunächst einmal der Anlass: Hamburg hat nur noch bis Mitte Juli Zeit, um der EU Lärmschutzmaßnahmen zu melden. Um auf diesem Gebiet im Sinne der Bürger wirklich punkten zu können, müsste man in einer Metropole wie Hamburg aber das ganze Bündel technischer Möglichkeiten nutzen - vom Flüsterasphalt bis zu Erdwällen und Schutzwänden vor Lärmquellen. Das aber kostet eine Menge Geld und ist nicht Hals über Kopf zu realisieren.

Fraglich ist zudem, ob eine 30er-Tempobegrenzung auf einer mehrspurigen Straße mit Lkw-Verkehr zu Hafeneinrichtungen den Lärm tatsächlich spürbar mindert. Sind langsam, aber deshalb vielleicht hochtouriger fahrende Zugmaschinen am Ende vielleicht lauter als solche, die im höheren Gang aber mit 50 km/h rollen? Verbotsschilder aufzustellen wird auch nicht ausreichen. Stetige Kontrollen müssten damit einhergehen. Außerdem gibt es vielerorts nervtötendere Geräusche durch den Flug- und den Schienenverkehr.

Hamburg konnte sich 2011 mit dem Titel "Umwelthauptstadt Europas" schmücken. Kaum war das Jahr um, war von dem Ziel, dem Umweltschutz neue Impulse zu geben, nichts mehr zu sehen. Es wäre zu schön, wenn die aktuellen Tempo-30-Pläne ein Signal wären, dass der Senat beim Umweltschutz endlich Gas geben will. Allein, es fehlt der Glaube.