Pilotprojekt Harburger Chaussee. Folgen könnten Kieler Straße, Fruchtallee, Wandsbeker Chaussee und Buxtehuder Straße, sollten die Erfahrungen, die man auf der Veddel sammelt, positiv ausfallen.

Hamburg. Der Senat will offenbar Ernst machen bei der Bekämpfung von Straßenlärm. Um die Nachtruhe der Anwohner zu schützen, soll jetzt an der ersten Hauptverkehrsstraße ein nächtliches Tempolimit eingeführt werden. Ausgewählt hat der Senat für das Experiment die Harburger Chaussee auf der Veddel. Dort darf künftig zwischen 22 und 6 Uhr nur noch mit 30 Kilometern pro Stunde gefahren werden. Die Regelung solle noch 2013 in Kraft treten, sagte der Leiter des Amtes für Verkehr, Martin Huber, der "Welt am Sonntag".

Die Harburger Chaussee dürfte dabei erst der Anfang sein. Weitere Straßen könnten bald folgen, sollten die Erfahrungen, die man nun auf der Veddel sammelt, positiv ausfallen. Der Senat hat bei der Erarbeitung des städtischen Lärmaktionsplans bereits zahlreiche weitere "laute" Straßen identifiziert. Diese gelten ebenfalls als Kandidaten für Geschwindigkeitsbegrenzungen. Laut Lärmaktionsplan sind dies in Altona die Holstenstraße (Holstenplatz bis Max-Brauer-Allee) und die B 4/B 431 (Stresemannstraße von Bezirksgrenze bis Harkortstraße). Für Bergedorf nennt der Plan eine "Komplexmaßnahme", die sich über B 5/B 207, Holtenklinker Straße, Bergedorfer Straße, Wentorfer Straße und Vierlandenstraße erstreckt. In Eimsbüttel gelten die B 5 (Fruchtallee von Kieler Straße bis Doormannsweg) und die B 4 (Kieler Straße von Holstenkamp bis Langenfelder Damm) als mögliche Kandidaten für nächtliche Tempolimits. In Harburg kommen die Winsener Straße von A 253 bis Jägerstraße, die Moorstraße (Krummholzberg von Hannoversche Straße bis Bremer Straße) und die B 73 (Buxtehuder Straße von Seehafenbrücke bis Moorburger Straße) in Betracht. In Hamburg-Mitte stehen die Rennbahnstraße/Horner Rampe (Bezirksgrenze bis Bergedorfer Straße), die Simon-Von-Utrecht-Straße (Holstenstraße bis Budapester Straße) und die B 5 (Eiffestraße von Luisenweg bis Schurzallee Nord) auf der Liste. Im Bezirk Hamburg-Nord gelten die Fuhlsbüttler Straße (Barmbeker Ringbrücke bis Hellbrookstraße) und der Braamkamp (Alsterdorfer Straße bis Jahnring) als extrem stark durch Lärm belastet. In Wandsbek können die Anwohner der B 75 (Wandsbeker Chaussee bis Brauhausstraße) und der Bramfelder Chaussee (Bramfelder Straße bis Haldesdorfer Straße) auf Maßnahmen zur Lärmminderung hoffen.

Bis zum 18. Juli 2013 muss Hamburg der EU Maßnahmen melden, mit denen die Bürger vor übermäßigem Lärm geschützt werden. Dabei geht es nicht nur um Straßenlärm, sondern zum Beispiel auch um Flug- und Schienenlärm. Der Senat will ein ganzes Maßnahmenbündel in den kommenden Wochen beschließen. "Vor allem an Hauptverkehrsstraßen ist es nachts zu laut, sodass die Anwohner stark darunter leiden", sagte Verkehrs- und Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) der "Welt am Sonntag". Geschwindigkeitsbegrenzungen würden "jedoch nicht an jeder Straße Mittel der Wahl sein". Auch der Einbau lärmreduzierenden Asphalts könne beispielsweise "nachhaltig gegen Lärm schützen".

Der Senat arbeitet derzeit an einem langfristigen Verkehrsentwicklungsplan. Damit will er sich auch auf das veränderte Nutzungsverhalten der Verkehrsteilnehmer einstellen. Während es immer mehr Radfahrer und Nutzer von Leihfahrzeugen gibt, nimmt der Anteil des Autoverkehrs stetig ab.