Das Blatt wird künftig mit Artikeln anderer Titel des eigenen Hauses, aber auch mit Zulieferungen von Wettbewerbern fortgeführt.

Hamburg. Dass im Zuge der Medienkrise Zeitungen geschlossen werden, ist traurige Realität. Die "Financial Times Deutschland" hat dieses Schicksal bereits ereilt. Die insolvente "Frankfurter Rundschau" könnte als Nächstes dran sein. Neu ist jedoch, dass ein Verlag eine komplette Zeitungsredaktion entlässt, um das Blatt künftig mit Artikeln anderer Titel des eigenen Hauses, aber auch mit Zulieferungen von Wettbewerbern fortzuführen, und das Ganze dann "Sanierung" nennt. Dies geschieht derzeit in Dortmund, wo die "Westfälische Rundschau" erscheint. Sie gehört der WAZ-Gruppe, einem der größten deutschen Zeitungshäuser.

Die WAZ will sich nun von allen 120 Mitarbeitern der Redaktion der "Westfälischen Rundschau" trennen. Begründet wird dieser Schritt mit den hohen Defiziten des Blattes. Angeblich hat es in den vergangenen Jahren Verluste in Höhe von insgesamt 50 Millionen Euro eingefahren. "Unser Ziel ist es, die ,Westfälische Rundschau' zu erhalten und damit die Medienvielfalt in dem Verbreitungsgebiet sicherzustellen", heißt es in einer Pressemeldung.

Der Verweis auf die "Medienvielfalt" überrascht. Ist es Vielfalt, wenn in der "Westfälischen Rundschau" künftig keine eigenen Stücke mehr stehen, sondern nur solche, die man auch in anderen Titeln der WAZ-Gruppe oder aber in Blättern von Wettbewerbern nachlesen kann? Zu den Konkurrenten, die ab Februar die "Westfälische Rundschau" beliefern, gehören der Verlag Lensing-Wolff ("Ruhr-Nachrichten"), der Verlag Rubens ("Hellweger Anzeiger") und der Märkische Zeitungsverlag.

Die SPD-Medienholding DDVG, die 13,1 Prozent der "Westfälischen Rundschau" hält, trägt die Entscheidung nicht mit. Sie habe "ausdrücklich gegen einen Beschlussvorschlag der WAZ gestimmt", heißt es in einer Pressemeldung. Ihr Verhältnis zum Mehrheitsgesellschafter sei zerrüttet.