Berlin.

Ein neuer Kritikerliebling des Indie-Rock wird seinem hervorragenden Ruf gerecht. Wundergitarrist Ryley Walker verzaubert unter dem lyrischen Albumtitel "Golden Sings That Have Been Sung" mit verträumtem Folk, Blues und Jazz.

Schon der Opener "The Halfwit In Me" ist ein Kunstwerk aus hauchzart ineinander verflochtenen Gitarrenmelodien, federndem Kontrabass und jazzigem Schlagzeug-Drive. Die üppige Fülle dieses Songs weiß gut zu verbergen, dass der 27-jährige Walker kein ganz großer Sänger ist und es auf diesem Gebiet mit Vorbildern wie Tim Buckley oder John Martyn nicht aufnehmen kann. Aber sei's drum: Das Lied ist prachtvoll genug, um die Erwartungen für das vierte Album des Mannes aus Chicago durch die Decke gehen zu lassen.

"Funny Thing She Said" knüpft, in diesem Fall als feingliedrige Ballade, direkt an. Fast schlafwandlerisch tastet sich Walker vor, immer wieder nimmt sich der Song Ruhephasen und kostet das wunderbare Gitarren-Arrangement voll aus. In "Sullen Mind" und "The Great And Undecided" fühlt man sich stärker als als je zuvor bei diesem Retro-Indierocker an Nick Drake erinnert, der vor gut 40 Jahren schwer depressiv starb und für immer mehr Singer-Songwriter von heute zu einem Leitstern wird.

Walkers Nähe zu englischen Gitarren-Champions war schon auf seinem starken Vorgängeralbum "Primrose Green" von 2015 (ebenfalls Dead Oceans/Cargo) zu spüren, mit dem er sich in vielen Jahresbestenlisten verewigte. Daneben gehört dieser Musiker zur jungen Virtuosen-Garde um Steve Gunn, Chris Forsyth, Kurt Vile oder Adam Granduciel, die sich sowohl bei Grateful Dead als auch Television gern bedienen - und aus dieser britisch-amerikanischen Stil-Mixtur viel herausholen.

Konzerte: 29.11. Lausanne, 30.11. Schorndorf, 1.12. Erlangen, 2.12. Berlin, 7.12. Hamburg