Berlin. Supergroups halten häufig nicht, was sich Fans und Kritiker von den hochkarätigen Besetzungen versprechen. Das Ganze ist selten mehr als die Summe seiner Teile. Das aber muss nicht immer so sein...

Mit ihrem Country-Noir konnte sich Neko Case hoch in den US-Charts platzieren. k.d. lang ist seit langer Zeit eine feste Größe in der Singer-Songwriter-Szene ebenso wie Laura Veirs.

Einzeln genommen sind diese drei Musikerinnen schon großartig, zusammen aber sind sie eine Wucht. Mit ihrem großartigem Album "case/lang/veirs" empfehlen sie sich jetzt als neue Country-Supergroup, die in völliger Harmonie aufgeht - so schön sind ihre schwebenden Stimmen engelsgleich ineinander verwoben.

Auch wenn die drei Musikerinnen einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Country-Background haben, der unverkennbar seinen Niederschlag auf dem Album findet, so haben Neko Case, k.d. lang und Laura Veirs als Solo-Artisten doch schon immer Mut zum Experiment und zur Grenzverschiebung bewiesen.

Ein wohliges Retro-Gefühl strahlt "case/lang/veirs" aus, das vorzugsweise an die üppig verzierten, instrumentierten und harmonieseligen Pop-Preziosen der 60er Jahre denken lässt - die Beach Boys und Burt Bacharach mögen einem da als mögliche Referenzpunkte in den Sinn kommen.

Eine E-Mail von k.d. lang, ob man nicht einmal etwas zusammen machen wolle, gab den Anstoß zur Zusammenarbeit, die eine erste Annäherung durch das Laura-Veirs-Album "Warp & Weft" (2013), auf dem lang und Case Gastmusikerinnen waren, mit sich brachte. Und dann haben die drei Nägel mit Köpfen gemacht - und jeder Schlag trifft.

Bei so starken Persönlichkeiten hätte das Unterfangen auch leicht schiefgehen können, aber die drei Musikerinnen nehmen sich immer da zurück, wo es angebracht ist. Und setzen dort Akzente, wo sie gesetzt werden müssen. Hier ist alles schön im Gleichgewicht...

Wie famos und überaus harmonisch das klingt, macht gleicht der Opener "Atomic Number" klar. Die drei Stimmen, so unterschiedlich und unterscheidbar sie im einzelnen auch sind, passen im Wechsel zwischen Lead und Chorus perfekt zusammen. Dazu schwelgen und tanzen die Geigen durch das Stück, während die Gefahr einer womöglich zu großen Harmonieseligkeit durch einen brummenden Synthie effektvoll gebrochen wird.

Hier sitzt jeder Ton - kein Wunder, denn die drei haben insgesamt zweieinhalb Jahre immer wieder an diesem beschwingten Balladen-Album gearbeitet, das sich mit Lieblichkeit und Charme zwischen Wohlklang und leichter Beunruhigung positioniert. Und wie muss man sich die Recording-Sessions vorstellen? Ziemlich ausgelassen, wohl. "Wir haben alle getanzt. Da war so viel Freude dabei", sagte Laura Veirs.

Tanzen kann man auch zu "case/lang/veirs" - allerdings meist langsam. Ist die Stimmung doch eher elegisch-getragen, und manchmal auch so tieftraurig wie in dem Lied "Song for Judee", das von dem tragischen Schicksal der Singer-Songwriterin Judee Sill handelt, die 1979 an einer Überdosis starb.