Hamburg. “Das ist documenta-Feeling in Hamburg“: Die Deichtorhallen präsentieren gleich an zwei Standorten die bedeutende Sammlung Viehof - mit 560 Werken von 75 Künstlern.

Immendorffs "Café Deutschland", Baselitz' Remix-Bilder oder Beuys' Protestschilder: Die Sammlung Viehof, eine der bedeutendsten deutschen Privatsammlungen, verwandelt die Hamburger Deichtorhallen von Samstag an bis zum 22. Januar in ein temporäres Museum der Gegenwartskunst.

"Die zwei Standorte der Schau bieten die einmalige Chance, dem Publikum einen Abriss der Kunstgeschichte der letzten sechs Jahrzehnte vorzustellen", sagte Intendant Dirk Luckow am Freitag in Hamburg. Im Zentrum der Ausstellung stehen hochkarätige Konvolute einzelner Künstler, darunter Georg Baselitz, Joseph Beuys, Candida Höfer, Jörg Immendorff, Sigmar Polke, Daniel Richter und Rosemarie Trockel.

Insgesamt sind 560 Werke von 75 Künstlern aus der Sammlung Viehof (Mönchengladbach) zu sehen, in die wichtige Teile der Sammlung Speck und Sammlung Rheingold eingeflossen sind. Ihr Schwerpunkt liegt auf der deutschen Kunst von der Nachkriegszeit bis heute. "Die überbordende Schau ist das umfangreichste Ausstellungsprojekt in der 26-jährigen Geschichte der Deichtorhallen", sagte Luckow. Die Kunstwerke sind erstmals an zwei Standorten - in der Halle für internationale Kunst und in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg - zu sehen. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) schwärmte: "Das ist documenta-Feeling in Hamburg."

Die Schau zeige erstmals die Tiefe dieser Sammlung in einem Überblick: vom Minimalismus, für die Namen wie Carl Andre oder Dan Flavin stehen, über die 1980er Jahre in Köln, die von Walter Dahn, Martin Kippenberger oder Albert Oehlen geprägt worden sind, die Düsseldorfer Fotoschule mit Candida Höfer, Thomas Struth und Jörg Sasse bis hin zum Feld figurativer Kunst des 21. Jahrhunderts, das mit exemplarischen Werken von Peter Doig, Neo Rauch und Daniel Richter vertreten ist. "Auch für uns ist es sehr spannend, das, was wir gesammelt haben, mal live zu sehen", sagte Eugen Viehof, der die Sammlung zusammen mit seinen drei Brüdern aufgebaut hat.

"Das Interessante ist die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Sammlungen Speck und Rheingold", sagte Luckow. Da sei auf der einen Seite das "Rätselhafte, Konzeptuelle" der Sammlung Speck mit eher zurückhaltenden Werken von Beuys und Trockel und auf der anderen Seite das "Überbordende, Sinnliche" der Sammlung Rheingold mit Werken von Richter und Immendorff. Die großen Gemälde von Baselitz bis Neo Rauch sind in der lichtdurchfluteten Deichtorhalle zu sehen, die eher konzeptuellen Arbeiten, die eine "besondere Eigenwilligkeit" haben, wie die Werke von Thomas Zipp oder Gregor Schneider ("Totes Haus Ur") sind in den Sammlung Falckenberg ausgestellt.