Berlin.

Fast ein Vierteljahrhundert hat das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude für den "Wrapped Reichstag", den "Verhüllten Reichstag", gekämpft. Am 24. Juni 1995 war es so weit.

Ein Rückblick:

1971: Der amerikanische Journalist Michael S. Cullen schickt Christo eine Ansichtskarte des Reichstags. Der Verhüllungskünstler ist von der Lage und Symbolik des Gebäudes an der Mauer begeistert.

1973: Christo richtet ein Büro in Berlin ein.

1976: Erster Berlin-Besuch und Treffen mit Kulturpolitikern.

1977: Der damalige Bundestagspräsident Karl Carstens (CDU) lehnt die Verhüllung ab. Er befürchtet, der Symbolcharakter des Gebäudes könne Schaden nehmen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Schütz (SPD) und SPD-Chef Willy Brandt engagieren sich für das Projekt.

1979: Carstens-Nachfolger Richard Stücklen (CSU) bestätigt das Nein seines Vorgängers.

1984: Der neue Parlamentspräsident Rainer Barzel (CDU) ist für die Verhüllung und schlägt das Jahr 1985 vor. Mit Barzels Rücktritt im November 1984 ist die Zustimmung hinfällig. Nachfolger Philipp Jenninger (CDU) lehnt das Projekt erneut ab.

1989: Am 9. November fällt die Mauer. Mit der deutschen Wiedervereinigung (1990) und dem Beschluß, das Parlament von Bonn nach Berlin zu verlegen (1991), ist auch für Christos Pläne eine neue politische Situation entstanden. Die Zustimmung wächst.

1992: Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) empfängt Christo und Jeanne-Claude in Bonn und sagt ihre Unterstützung zu.

1993: Süssmuth eröffnet eine Ausstellung zum Reichstag-Projekt in der Lobby des Bonner Bundestages. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Unionsfraktionschef Wolfgang Schäuble lehnen die Verhüllung ab. Schäuble warnt, mit dem Reichstag dürfe nicht experimentiert werden.

1994: In einer namentlichen Abstimmung stimmen am 25. Februar 292 vom Fraktionszwang befreite Abgeordnete des Bundestages für das Projekt, 223 dagegen. Christo, der die Kosten von rund zehn Millionen Mark selbst aufbringen will, beginnt unmittelbar danach mit den Vorarbeiten.

24. Juni 1995: Das Kunstwerk ist vollendet - der Reichstag ist mit mehr als 100 000 Quadratmetern silberschillernder Folie verhüllt. Mehr als fünf Millionen Besucher kommen.

7. Juli 1995: Der Abbau beginnt - und damit bald auch das Bemühen, das Projekt dauerhaft in Berlin zu dokumentieren. Zu dem Zweck wird eine Stiftung gegründet.

17. Juni 2015: Christo kündigt in Berlin an, dass die Ausstellung mit Materialien, Fotos und Dokumenten von September an im Reichstagsgebäude zu sehen ist.