Lillian Bassman und Paul Himmel teilten ihr Leben und die Liebe zur Modefotografie, die sie revolutionierten. Die Deichtorhallen widmen dem unkonventionellen Duo ab 27. November die weltweit erste umfassende Retrospektive

Berühmte Künstlerpaare tauschen sich in intensivem Dialog und auch mal in fruchtbarem Streit aus. Die Fotografin Lillian Bassman (geb. 1917) lernte den Fotografen Paul Himmel (1914-2009) bereits als Kind kennen. Als Jugendliche kam sie mit ihm zusammen. Aus der Romanze erwuchs eine Liebes- und Arbeitsbeziehung, die mehr als 78 Jahre dauerte. Beide verfolgten ihr künstlerisches Werk individuell, doch in ihrem Mut zum Unkonventionellen waren sie stets vereint.

Mit besonderer Experimentierfreude revolutionierten beide die Modefotografie. Mit der Schau "Lillian Bassman & Paul Himmel" zeigt das Haus der Photographie ab dem 27. November bis zum 21. Februar kommenden Jahres die weltweit erste umfassende Retrospektive des ungewöhnlichen Duos. Unter den 400 Exponaten sind neben Aufnahmen aus der "Vogue" und "Harper's Bazaar" sowie Buchpublikationen auch bislang nicht gezeigte Fotografien.

Bassmanns Arbeiten wirken dank detailgenauer Laborarbeit wie mit dem Pinsel hingemalt. In verwischten Konturen und kontrastiertem Schwarz-Weiß fangen sie die Eleganz der weiblichen Silhouette ein. Bassmann begann, bevor sie selbst fotografierte, in der Dunkelkammer zu experimentieren. In den 40er- bis 60er-Jahren war sie als Art-Direktorin und Fotografin für Junior Bazaar verantwortlich und prägte mit dem Triumvirat Carmel Sow, Diana Vreeland und Alexey Brodovitch das Modemagazin Harper's Bazaar mit ihrer künstlerischen Handschrift.

"Pauls Arbeit ist direkter und behandelt die Welt, wie sie tatsächlich ist. In fotografischem Sinne sind wir uns wahrscheinlich so nahe, wie sich Gegensätze nahe sind. Ich stehe für Weichheit, Fragilität und die persönlichen Probleme der weiblichen Welt", erklärt Bassmann.

Paul Himmel erscheint noch radikaler in seiner Bildsprache. Er verwendete extrem lange Belichtungszeiten und verstärkte Unschärfe in der Dunkelkammer, wodurch er selbst tänzerische Bewegungen auf poetische Weise abbildete. Seine Motive fand er hauptsächlich in Großstadtimpressionen. In der Serie "Nudes" huldigte er zum Beispiel Giacomettis dürren Körpern.

Retrospektive Lillian Bassman & Paul Himmel 27.11. bis 21.2.2010, Di-So 11.00-18.00, Haus der Photographie/Deichtorhallen, Deichtorstr. 1-2; www.deichtorhallen.de