Teil zwei: “Che - Guerilla“ von Regisseur Steven Soderbergh ist realistisch, aber streckenweise auch langweilig.

Havanna. Vor sechs Wochen kam mit "Che - Revolucion" der erste Teil von Steven Soderberghs Che-Guevara-Biografie in die Kinos, nun folgt mit "Che - Guerilla" Teil zwei. Vielleicht steckt hinter diesem inhaltlich kaum begründbaren Abstand die Idee, dem Zuschauer etwas Zeit zur Regeneration zu verschaffen, war "Che - Revolucion" doch eine recht zähe Angelegenheit und ging bei der Beschreibung des revolutionären Kampfes gegen den kubanischen Diktator Batista mächtig ins Detail. In dieser Hinsicht stellt "Che - Guerilla" allerdings ähnliche Anforderungen.

Sechs Jahre sind mittlerweile vergangen. Sechs Jahre, in denen der Sieg der Revolution auf den Straßen Havannas gefeiert wurde, Che Guevara das Amt des Industrie- und Handelsministers antrat und die Amerikaner mit ihrem konterrevolutionären Angriff in der Schweinebucht kläglich scheiterten. Wichtige Ereignisse, die Soderbergh sämtlich auslässt, um erst 1965 den Faden wieder aufzunehmen.

Hier ist ein Che Guevara zu sehen, der sein Gesicht so verändert hat, dass ihn nicht einmal mehr die eigenen Kinder erkennen. Gemeinsam mit einigen kubanischen Getreuen macht er sich auf nach Bolivien, um auch dort der Revolution zum Sieg zu verhelfen. Hunger, Erschöpfung und womöglich der Tod würden sie erwarten, erklärt er seinen Mitstreitern - und so kommt es auch. Die Unterstützung durch die bolivianische Landbevölkerung bleibt aus, die von US-Amerikanern trainierte Armee erweist sich als überraschend gut gewappnet, und durch Versorgungsengpässe wird Guevaras Truppe regelrecht ausgehungert.



Mehr Kino-Trailer auf abendblatt.tv Steven Soderbergh hat sich für seinen Film weitgehend an Che Guevaras "Bolivianischem Tagebuch" orientiert und vermeidet wie in "Che - Revolucion" konsequent jede weitere Mythologisierung dieses Mannes, der natürlich längst ein Mythos ist. Die Liebesbeziehung zur deutschen Genossin Tania (Franka Potente) wird nur sehr dezent angerissen, und das legendäre Foto des toten Che Guevara, das an Darstellungen des gekreuzigten Christus erinnert, taucht überhaupt nicht auf. Was bleibt, sind immer neue Scharmützel und immer neue quälende Fußmärsche im Dschungel.

Sehr realistisch ist das gewiss, kurzweilig oder gar packend aber nicht.

+++-- Che - Guerilla USA 2008, 133 Minuten, ab 12 Jahren, R: Steven Soderbergh, D: Benicio Del Toro, Rodrigo Santoro, Demián Bichir, täglich im 3001, Holi; Sa/So + Mi im Abaton (OmU); www.che.centralfilm.de

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