Abendblatt:

Herr Witte, Sie sind nach der Insolvenz der "Spreeparks", der Flucht nach Peru und der Verhaftung als Drogenkurier von der Boulevard-Presse regelrecht gekreuzigt worden. Was hat Sie dazu bewegt, bei diesem Film mitzumachen und die Geschichte neu aufzurollen?

Norbert Witte:

Natürlich überlegt man sich das gründlich, ob man einen Filmemacher so eng in das eigene Leben und in die Familie eintreten lassen will. Das Hauptargument für mich war, dass der Film vielleicht hilft, meinen Sohn aus dem peruanischen Gefängnis zurück nach Deutschland zu holen. Der Junge ist durch mich in diese Geschichte hinein geschlittert und hätte in Deutschland wahrscheinlich nur eine Jugendstrafe bekommen. In Peru hat man ihn stellvertretend für mich zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Abendblatt:

Wie geht es Ihrem Sohn zurzeit?

Witte:

Ich telefoniere mit ihm fast jeden Abend und versuche ihm Mut zuzusprechen. Das ist nicht einfach.

Abendblatt:

Ihre Ex-Frau sagt im Film, dass sie Ihnen nie verzeihen kann, dass Sie Ihren Sohn mit in dieses Drogengeschäft hineingezogen haben. Wie gehen Sie mit dieser Schuld um?

Witte:

Der Film zeigt ohne Umschweife alles, und das ist auch von mir so gewollt. Natürlich kann ich meine Ex-Frau verstehen. Wenn ich Mutter wäre, würde ich das Gleiche sagen. Als Vater hat man ja eine besondere Schutzfunktion den Kindern gegenüber. Wenn man schon so dusselig ist und sich in so eine Sache verstricken lässt, dann sollte man dafür sorgen, dass die Kinder nicht mit hineinrutschen. Da habe ich als Vater komplett versagt. Es wäre schon schlimm genug, mit anzusehen, wie der eigene Sohn in so eine Geschichte hineingerät. Aber dann auch noch der Verantwortliche für diese Situation zu sein - das ist für mich ein schweres moralisches Übel. Aber es nützt nichts jeden Tag mit dem Kopf gegen die Wand zu laufen. Man muss sehen, wie man die Situation gemeinschaftlich schnellstmöglich löst.