Volker Braun gehörte zu den wichtigsten Dramatikern der DDR. Jetzt feiert er mit der Uraufführung des Dramas “Die Griechen“ in Berlin ein Comeback.

Berlin (dpa) – Mit "Die Griechen" feiert am Freitag am Berliner Ensemble das neue Stück von Volker Braun (77) seine Uraufführung. Darin setzt er sich in Form einer antiken Tragödie kritisch mit der Finanzkrise in Griechenland, deren Ursachen und Auswirkungen auseinander.

Braun fokussiert in dem Stück auf das, wie er es nennt, "unbiegbare Schicksal". Zahlreiche polemische Anspielungen verweisen auf die Realität. Zum Beispiel sitzt bei ihm der Minotaurus, der machtbewusste Sohn des Zeus, wie der deutsche Finanzminister, im Rollstuhl. Als Chor agieren 400 entlassene Putzfrauen. Aus bekannten Politikerfloskeln werden bissige Pointen. So spricht er nicht von den "Errungenschaften des vereinten Europa", sondern von den "Erzwungenschaften des vermeinten Europa".

Mit Theatererfolgen wie "Tinka", "Großer Frieden" und "Die Übergangsgesellschaft", Lyrik und Prosa wurde Volker Braun neben Heiner Müller, Christa Wolf und Christoph Hein von den 1960er Jahren bis zum Zusammenbruch des Staates zu einem der bekanntesten und einflussreichsten Autoren der DDR. Wegen seines Auftretens gegen den Einmarsch in Prag 1968 und gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976 wurde er von den Kulturfunktionären vielfach behindert und über Jahre von der Staatssicherheit überwacht.

Offenkundig will Braun in seinem neuen Stück zugespitzt die aktuelle schwierige politische Lage Europas spiegeln, etwa auch das Misstrauen vieler Bürger gegenüber der Politik. Und er will wachrütteln. So mahnt er im Text: "Ihr müsst Euch bewegen." Sätze wie "Ihr habt keine Wahl, also wählt!" haben unmittelbar vor den anstehenden Wahlen in Berlin eine besonders aktuelle Bedeutung.

Für Claus Peymann (79), der als Intendant des Berliner Ensembles jetzt seine letzte Spielzeit beginnt, ist die Uraufführung von Brauns "Die Griechen" ein Coup. Damit versucht er, kurz vor seinem Weggang, einzulösen, was er 1999 zu Beginn seiner Intendanz in Berlin vollmundig als das wichtigste Ziel seiner Arbeit bezeichnet hat: "Wir wollen ein Stachel im Arsch der Mächtigen sein."