Luk Perceval bringt “The Truth About The Kennedys“ am 4.9. im Thalia-Theater zur Uraufführung.

Eine Woche vor der Uraufführung erlebt Luk Perceval den D-Day eines Theatermachers. Edward "Ted" Kennedy stirbt. In langen Nachtsitzungen muss der neue Oberspielleiter am Thalia-Theater nun den Schluss seines für den 4. September angesetzten Projekte "The Truth About The Kennedys" komplett neu verfassen. "Die Frage: Bis wann lebt der Letzte der Mohikaner, war eines der Spannungselemente", sagt Luk Perceval. Aus der Ruhe bringt das den erfahrenen Theatermann jedoch nicht. Das sei ja auch toll. Wie bei Shakespeare. Lebendiges Theater, das gezwungen ist, auf Aktualität zu reagieren.

Der flämische Regisseur ist für wuchtige Epen bekannt, seit er 1997 mit Koautor Tom Lanoye die acht shakespearschen Königsdramen zu einem zwölfstündigen "Schlachten"-Marathon arrangiert hat. Auch bei dem historisch angelegten Kennedy-Projekt stand am Anfang das Ringen mit der Flut des Materials. Vor zwei Jahren begann Perceval mit Regiestudierenden zu recherchieren. Von den erstellten 600 Seiten blieben 80 übrig. Für Perceval hat die Geschichte des Kennedy-Clans die Dimensionen eines Königsdramas. Gleichzeitig ist es für ihn "Das ultimative Märchen". Die nicht nachlassende Faszination, ein Zeichen dafür, "wie sehr die Gesellschaft Märchen braucht, um die Wirklichkeit zu verdauen". Gleichzeitig sagt vor allem der gewaltsame Tod John F. Kennedys eine Menge über die Demokratie als Spiel von Manipulationen aus.

Im Zentrum steht Joe Kennedy, der Königsmacher, der die Familie für die Macht trainiert hat. Bitterarm aus Irland ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufgebrochen, verfolgte er obsessiv das Ziel, reich und einflussreich zu werden. Er heiratete Rose, die Tochter des Bürgermeisters, und zeugte mit ihr neun Kinder, erwarb ein Vermögen zwischen Wallstreet und Hollywood und trieb seine Söhne zu politischem Ehrgeiz. Die Folgen sind bekannt: Machtkämpfe, Mord, Flugzeugabstürze, Ehetragödien und Sexskandale.

"Die Geschichte erzählt auch von Zerfall und Tod. Davon, dass eigentlich nichts Bestand hat", sagt Luk Perceval. "Diese Familie besaß den größten Glanz, und dennoch war es nie genug. Das Tier Mensch zerfleischt sich im Ausnahmezustand seiner Sehnsucht selbst." Auf der Bühne werden "Erzähler" die Geschichte der Kennedys über Generationen zum Leben erwecken. Die "Kennedy-Trilogie" steht auch beispielhaft für eine neue Art von Theater, die Perceval verfolgt. "Ich glaube nicht mehr an das illusorische Theater, das versucht, Wirklichkeit zu imitieren."

The Truth About The Kennedys Fr 4.9., 19.00, Thalia-Theater (U/S Jungfernstieg), Alstertor, Karten von 11,- bis 62,- unter T. 32 81 44 44 oder unter www.thalia-theater.de