Der Stuttgarter Rapper Cro veröffentlicht am Freitag sein Album “Raop“ und spielt auf dem Campus open air. “Easy“ macht ihn bekannt.

Universität Hamburg. "Meine Zeit ist jetzt, egal was kommt, ich bleib relaxt", rappt Cro in "Meine Zeit", einem der Signatursongs auf seinem ersten Album, das am 6. Juli erscheint. Doch während sich Cro gemütlich zurücklehnt und an neuen Texten feilt, erwarten Fans und Kritiker eines der wichtigsten deutschen Hip-Hop-Debüts der letzten Jahre. Der Rummel um den jungen Stuttgarter Reimer, Jahrgang 1993, ist schon seit Monaten groß, obwohl bislang nur einige Mixtapes und Singles erschienen sind, zusammengebastelt im Keller des Elternhauses.

Tatsächlich bringt Cro alias Carlo Waibel alles mit, was ein Newcomer braucht, um aus der Masse der in den letzten Jahren - Casper, Marteria - aufstrebenden Konkurrenz herauszustechen. Da ist zum Beispiel seine verborgene Identität, die er nicht wie einst Sido hinter einer bedrohlichen Schädelmaske verbirgt, sondern hinter einem niedlichen Panda-Kostüm. Tao Tao ist wieder da, und die Legion der Fans schart sich, ebenfalls als Pandabären maskiert, hinter ihm.

Puristen und Anhänger der Macker-Rap-Fraktion sind nicht gerade die Zielgruppe. Egal, "hau sofort wieder ab, wenn es dir hier nicht gefällt." Cro folgt eher dem Ansatz der Stuttgarter und Hamburger Hip-Hop-Keimzellen, den Spuren von Fanta4, Fettes Brot und - ein großer Fan von Cro - Jan Delay. Die Elder Statesmen des Hip-Hop haben den klassischen Sprechgesang auf Beats und Samples längst mit allen möglichen und unmöglichen Stilmitteln von Pop, Electro, Funk und Soul aufgebohrt, und Cro macht diese Philosophie in neuer Generation zum Programm.

+++ Tanztheater International - Diesmal mit viel Hip-Hop +++

"Raop" heißt sein Album, Raop steht für Rap und Pop, und Cro ist der "King Of Raop", wie er im Eröffnungstrack verlauten lässt: "Wer ist der Typ mit der Maske?" Der Typ, der das macht, was der Rest nicht kann. Und das klingt, wie seine erste vergoldete Single, "Easy". Auch mal cheesy. Denn Cro hat kein Problem, lyrisch mal seine Freundin zu vermissen, und wenn er doch mal den Dicken raushängt, schwingt immer Selbstironie mit. Er ist ja auch fast noch ein Kind.

Die Beats puckern unaufdringlich mit normaler Herzfrequenz, wenn Cro die 90er und 80er wieder auffrischt. Tatsächlich hört man hier, in "Geile Welt", mal eine Stromgitarre, oder in "Du" (das ist kein Peter-Maffay-Cover, keine Angst) einen funky Bass. Dazu Keyboard-Fieper und digitale Drums wie zu den Urzeiten der Sugarhill Gang. "Nie mehr" klingt sogar wie ein Dachbodenfund im verlassenen Haus eines ehemaligen NDW-Stars. Das Bedienen aus dem Kanon der Popgeschichte ist kein exklusiver Bauplan für zeitgemäße Musik, aber viele verheben sich dabei. Bei Cro allerdings klingt es wie aus einem Guss, wobei seine Raps eher den erzählten Geschichten dienen, stimmlich aber kaum Variationen bieten - im Vergleich mit den gesprochenen Maschinengewehrsalven eines Samy Deluxe, dem nasalen Slang eines Jan Delay oder dem Schwingschleifer-Flow eines Casper. "Jeder Tag, er könnte dein letzter sein", aber zuerst kommt der erste Tag, der kommende Freitag, an dem "Raop" erscheint.

Und das kann gleich gefeiert werden. Denn am 6. Juli (20.30 Uhr) ist Cro Gast beim Campus Open Air vor dem Audimax im Von-Melle-Park, das bereits am Donnerstag, 5. Juli, beginnt. Deutschlands neue große Hip-Hop-Hoffnung für umsonst und open air, das ist schon ein feiner Streich der Veranstalter Originalton e. V. und des AStA der Universität Hamburg.

+++ Hip-Hop-Projekt sucht Proberaum +++

Aber auch ohne Cro könnte sich das Programm sehen und hören lassen. So verbindet am Donnerstag (20.10 Uhr) das Berliner Trio Egotronic wie kein anderes freie linksradikale Systemkritiken mit geballter Feierwut - "Raven gegen Deutschland". Die lautesten Jungs des Audiolith-Labels kennen keine Kompromisse - in jeder Hinsicht. Man lese mal das Buch "Raven wegen Deutschland" von Egotronic-Frontkämpfer Torsun, dann versteht man, warum in Berlin die Nächte länger zu sein scheinen als anderswo. Drei Tage wach, da hilft nur Torsuns obligatorische Sonnenbrille, denn es gibt Dinge, "die Kinder nicht sehen sollten".

Sehen sollte man aber die anderen Bands, die auf den drei Campus-Bühnen stehen werden. Am Donnerstag sind das This Void (16.30 Uhr), Liedfett (17.30 Uhr), Sizarr (18.50 Uhr), Egotronic und Slagsmålsklubben (21.45 Uhr) auf der Hauptbühne sowie Kay Rosenbach (16 Uhr), Uli Himstedt (17 Uhr), Ben Galliers (18 Uhr) und Aluka (19 Uhr) auf der Melodica Acoustic Stage in der Pony Bar. Am Freitag geht es weiter mit Jales und Knopf (16.30 Uhr), Rojah Pfad Full (17 Uhr), I-Fire (18.10 Uhr), DJ Vadim (19.25 Uhr), Cro und Nosliw & Band (21.45 Uhr) auf der Hauptbühne sowie Demcker (16 Uhr), River Crombie (17 Uhr), Renny Field (18 Uhr) und Brett Winterford (19 Uhr) auf der kleinen Bühne.

Davor, danach und dazwischen drehen diverse DJs Platten auf der "Viva con Agua"-DJ-Bühne und Designer bieten ihre Kunst auf dem FlowMarkt feil. Vielleicht gibt es da auch Pandamasken.

Campus Open Air 2012 Do/Fr 5./6.7., jeweils ab 16.00, Campus der Universität Hamburg (Metrobus 4, 5), Von-Melle-Park, Eintritt frei; Internet: www.campus-openair.de