Die Hamburger Band verabschiedete sich mit zwei Konzerten im Knust nach 16 Jahren. Die Fans feierten nocheinmal ihre Anti-Helden.

Hamburg. Abschiede sind immer auch Klassentreffen. Und so kamen sie alle zusammen, als die Hamburger Band Superpunk am Wochenende mit zwei Konzerten im Knust zum großen Finale ihrer 16-jährigen Geschichte lud. Die Szenegesichter, die immer da sind. Und die Menschen, die lange nicht mehr zu sehen waren. Familienväter und Hochschwangere, Mods und Popper, junge Hunde, ältere Damen und Herren. Jene überlegten (so viel Nostalgie war gestattet), wo sie die "Top Old Boys" schon überall live erlebt hatten. Im Schanzenpark. In Gütersloh. Oder am Nobistor, deren Klubs auch "nur" noch in Herzen und Büchern existieren.

Letztlich ist davon auszugehen, dass die fünf Freunde ihren grandios rumpelnden Garagensoul, wie es sich für eine ordentliche Rockgruppe gehört, an jeder Milchkanne des Landes gespielt haben. Der Pilzkopf von Schlagzeuger Thorsten Wegner ist darüber ersilbert. Gitarrist Lars Bulnheim wurde, wie der Rest der Band betonte, im Laufe der Zeit immer schmaler. Aber, wie Sänger und Gitarrist Carsten Friedrichs zu Beginn gewohnt stoisch ins Mikro schrie: "Man kann einen ehrlichen Mann nicht auf seine Knie zwingen."

Witz ins Dunkel bringen

Viele Dinge werde er vermissen, erklärte der Frontmann, zum Beispiel "die engelsgleiche Stimme von Tim Jürgens". Der Bassist hob sogleich zum Chorus an. "Lieber eunuchenhaft als Einzelhaft", kommentierte Friedrichs knapp. Und machte der Bandtradition zum gepflegten, auch mal rohrkrepierenden Kalauer alle Ehre.

Das Spröde, Sarkastische gehörte zu Superpunk wie die bis zum Hals zugezogene Sportjacke des Sängers. Songansagen klangen dann etwa so: "Wir spielen jetzt eine etwas härtere Rocknummer, wie immer mit einem kleinen Augenzwinkern", sagte Friedrichs. Und zwinkerte mit dem Auge. Das Publikum durfte zudem teilhaben an internen Einsichten, etwa an der von Bulnheim: "Das Gute an Superpunk ist, dass es nie in Arbeit ausartet." Weshalb er im Song "In der Bibliothek" auch nur ein Solo spielte und sich zwischendurch demonstrativ ausruhte. Keyboarder Thies Mynther hingegen tanzte einen letzten, höchst elastischen Gummi-Twist.

Natürlich durften zum Abschluss auch die Huldigungen nicht fehlen. Friedrichs bedankte sich etwa bei Bernd Kroschewski, Carol von Rautenkranz und Gunther Buskies, die mit ihren Labels Fidel Bastro, L'Age D'Or und Tapete "mutig genug waren", die insgesamt sechs Superpunk-Alben zu veröffentlichen. Produzent Bernd Begemann wiederum überreichte der Band goldene Vinylsingles und rief sein obligatorisches "Macht Lärm!" ins Knust.

Die Fans feierten ihre Anti-Helden, tobten, tranken (Malz-)Bier, reckten die Fäuste und sangen aus tiefster Seele mit. Zeilen wie: "Ich finde Theologie interessant" oder "Die Zeit ist eine Säure, die die Liebe zerfrisst". Denn Superpunks zum Mitgrölen verknappte Storys und Halunkereien beleidigten nie den Intellekt. Die Menge dankte mit nicht enden wollendem Klatschen und Johlen, bis als eine von vielen Zugaben die Underdog-Hymne "Neue Zähne für meinen Bruder und mich" in Ekstase mündete. Hunderte schrien beherzt mit: "Ich bin nicht böse geboooaaarn". Eines war spätestens da klar: "Das Feuerwerk ist vorbei", aber Superpunk hinterlässt mehr als "ein bisschen Seele".