Im Altonaer Museum gibt es mehr Besucher als je zuvor. Der Kultursenator steht in der Kritik, u. a. von Lisa Kosok, Vorsitzende der Museumsstiftung.

Hamburg. Angesichts der bevorstehenden Schließung sind die Besucherzahlen am Altonaer Museum in die Höhe hochgeschnellt. "Am Wochenende hatten wir etwa 1500 Museumsbesucher, an einem normalen Septemberwochenende wären es etwa 250 gewesen", sagte Pressesprecher Klaus Gier.

Die Solidarität wächst. Der Termin der gestrigen Betriebsversammlung des zur Schließung verurteilten Hauses war kurzfristig von 11 auf 8.30 Uhr vorverlegt worden. Trotzdem hatten sich etwa 130 Mitarbeiter im Forum des Museums eingefunden, um sich vom Senator persönlich über das Ende der Kulturinstitution informieren zu lassen. Sichtlich um Fassung bemüht, bezeichnete Museumsdirektor Torkild Hinrichsen die angekündigte Schließung als Resultat eines "von langer Hand vorbereiteten Immobiliendeals". Hinrichsen vermutet, dass das Grundstück, dessen Wert die Kulturbehörde mit nur etwa 1,9 Millionen Euro angibt, einem Investor zugeschanzt werden soll. "Sie müssen damit rechnen, dass alle, die Sie hier vor sich sehen, künftig Ihre Gegner sind", sagte Hinrichsen.

Kultursenator Stuth widersprach, die Schließung sei nicht von langer Hand vorbereitet, sondern erst während der Sparklausur beschlossen worden. Die Alternative sei gewesen, allen Kulturinstitutionen gleichmäßig 2,4 Prozent zu kürzen. Nach Meinung von Lisa Kosok, der Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, ist die Schließung mit dem Museumsstiftungsgesetz rechtlich nicht vereinbar. "Mit den 3,5 Millionen Euro, die Sie einsparen wollen, machen Sie zudem nicht nur das Altonaer Museum, sondern die gesamte Stiftung mit zehn Standorten platt", sagte Kosok.

Mehrere Museumsmitarbeiter rechneten dem Senator vor, dass der erhoffte Einspareffekt in Wahrheit nicht zu erzielen sei. Beispiel Miete: Selbst wenn der Mietvertrag vorzeitig gekündigt werden könnte, sei unklar, wo die mehr als 640 000 Objekte gelagert werden sollen. Da es sich zum Teil um große Einbauten handelt, müsste für deren Verlagerung die Fassade aufgerissen werden. Bereits die im Mai errechneten Kosten für eine temporäre Verlagerung der Sammlung, die aufgrund von Brandschutzmaßnahmen geplant war, lägen weit über 1,9 Millionen Euro.