Hamburgs designierter Bürgermeister Christoph Ahlhaus neben Ole von Beust - die kleine Stilkritik eines historischen Politikerfotos.

Hamburg. Bevor einer empört den Leserbriefgriffel zückt: Ja, dieser Text ist vollkommen oberflächlich, selbstverständlich ungerecht und ohne Kenntnis innerer Werte. Schuld ist die WM. Vier Wochen Training, Männerdoppel-Training sozusagen, zwei Herren auf einem Bild und im Kopf eine Stilkritik. Fußballabend für Fußballabend haben Jogi Löw und Hansi Flick in offensiver Lässigkeit ihre leuchtend blauen Strenesse-Pullis hergezeigt, um sie herum eine Runde motivierter Jungspunde. Das verdirbt. Man konnte sich einen kleinen heiteren Moment lang einreden, dass es immer so weitergehen könnte, das neue Deutschland, die nächste Generation, cool, energisch, jung.

Und dann kam Christoph Ahlhaus .

Und ein historisches Foto vom Sonntagmorgen, das den Ole-von-Beust-Nachfolger in Sonntagskluft zeigt. Auch jung. Theoretisch. Auch ein Mitglied der neuen politischen Generation. Theoretisch. Praktisch doch eher: der älteste 40-Jährige Hamburgs.

Zwei Männer auf einem Bild. Einer geht, einer kommt. Einer steht für Vergangenheit, einer für Zukunft. Einer für das, was war, einer für den Aufbruch. Paradox ist bloß: Man sieht es nicht. Der, der nach Metropole aussieht, hat keine Lust mehr. Und der, der nach Delmenhorster Fußgängerzone aussieht, ist das politische Signal.

Ringelleibchen in die Hose gepfropft, schwarze Anzugschuhe zur hellen Freizeitbüx (man wundert sich fast über die fehlenden Sandalen), die Arme rudern neben dem Körper. Querstreifen! Vor dem geistigen Auge schummelt sich Helmut Kohl ins Bild. Rehkitze streicheln am Wolfgangsee, plötzlich ist das nur einen Gedanken weit weg.

Man fragt sich, wo Frau Ahlhaus an diesem Morgen war, und ob sie ihm nichts Passenderes hätte herauslegen können. Und erschrickt schon einen Wimpernschlag später: Man traut diesem Mann zu, dass er sich von seiner Frau die Klamotten heraussuchen lässt?! Schatz, zieh doch heute mal das flotte Geringelte an. Auweia!

Dagegen der Ältere, der Amtsmüde, ebenfalls im Freizeitlook: das Hemd locker über der Jeans, Sneaker, wahrscheinlich sogar in Kenntnis angesagter Markenhipness, nicht schlampig, sondern leger. Dass das natürlich Teil des politischen Problems ist, dass dieser Mann in seiner ganzen smarten Erscheinung "Sylt!" ausstrahlt statt "Rathaus!" - geschenkt.

Denn jetzt denkt man kurz mal an Hamburg. Wie diese Stadt sein soll, in der wir leben, wofür sie steht, wohin sie treibt. Wie gesagt: mal so rein äußerlich, hemmungslos ungerecht, ohne Kenntnis innerer Werte. Aber symbolhaft.

Verwegener Gedanke: Sollte es Neuwahlen geben, könnte die Opposition glatt auf die Idee kommen, diesmal den politischen Gegner zu plakatieren.