Gute Nachbarschaft: Ein Kommentar von Volker Behrens

Es gab mal eine Zeit, da hatten Dänemark und der Norden Deutschlands nur eine Art Urlaubsbeziehung. Ein regelmäßiger Austausch von Inspirationen und Talenten fand kaum statt – was schade war, weil von den Nachbarn ausgesprochen gute Filme kommen. Ausnehmen muss man da die Nordischen Filmtage in Lübeck, die ständig Kontakt gehalten haben.

Inzwischen jedoch hat sich einiges geändert. Morgen kommt der Film „Schändung“ ins Kino, die Verfilmung des gleichnamigen Krimi-Bestsellers von Jussi Adler-Olsen. Hamburg spielt darin mit – und doch wieder nicht. Gedreht wurden Szenen in der Hansestadt, aber im Film wird die Szenerie zu Kopenhagen. Was hat die Stadt also davon, wenn die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein solche Filme fördert? Eine Menge, denn ein Teil des Fördergeldes muss hier wieder ausgegeben werden. Das erhält Arbeitsplätze in der Industrie.

Und es gibt auch andere Beispiele. Anders Morgenthaler hat in Hamburg den Film „I am Here“ gedreht, in der HafenCity mit Kim Basinger und Sebastian Schipper in den Hauptrollen. Das ist wie zusätzliche Stadtwerbung.

Im August haben sich dänische und junge Hamburger Produzenten getroffen, die in Zukunft enger zusammenarbeiten wollen, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Bei der Berlinale wird deshalb die German-Danish Coproduction Development Initiative vorgestellt, in die ab März neue Projekte eingereicht werden können. Filme wie das dänisch-deutsche Kriegsdrama „Unter dem Sand“ kommen demnächst ins Kino, und ein Star wie Trine Dyrholm spielt in einem Film von Fatih Akin mit.

Vielleicht ist immer noch etwas faul im Staate Dänemark. Die Filmbeziehungen zum Nachbarn im Süden und retour sind es jedenfalls nicht.