Die in der norditalienischen Region Emilia-Romagna gelegene Stadt Faenza ist für die Herstellung von Tonwaren so berühmt, dass sich von dem Städtenamen der Begriff Fayence für kunstvolle Keramik ableitet. Bei unserem Objekt handelt es sich um ein Tongefäß mit Zinnglasur, das als Tisch-Schreibzeug diente. Rings um den Rand bietet es Platz für sechs Gänsefedern, die zum Schreiben benutzt wurden. Die Vertiefung in der Mitte nahm den feinkörnigen Sand auf, mit dem man das fertige Schriftstück bestreute, um die schreibnasse Tinte zu trocknen. Das war in früheren Jahrhunderten besonders wichtig, da die damals übliche Tinte sehr viel langsamer trocknete als die heutige. Die Schreibgarnitur stammt wahrscheinlich aus dem frühen 19. Jahrhundert und gelangte etwa 100 Jahre später ins Völkerkundemuseum. Schriftliche Dokumente spielten in italienischen Handelszentren schon im 14. Jahrhundert eine wichtige Rolle, zum Beispiel beim damals schon möglichen bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Das abgebildete Objekt ist noch bis zum Dienstag im Museum für Völkerkunde in der Abendblatt-Vitrine zu sehen, die sich in der Bibliotheksgalerie (Zugang über Restaurant Okzident) befindet.