Der Held im neuen Roman von Michael Kleeberg heißt Charly Renn und lebt in einem Ort namens Beimoorsee. Der liegt vor den Toren der Stadt, bei Ahrensburg – und ist nur halb erfunden, denn die dörfliche Idylle, wie der 1959 geborene Schriftsteller Kleeberg sie beschreibt, hat großen Wiedererkennungswert. „Vaterjahre“ ist ein glänzend geschriebener Hamburg-Roman, den Kleeberg morgen im Literaturhaus vorstellt. Der jetzt in Berlin lebende Autor verbrachte seine Jugend und frühen Erwachsenenjahre in Hamburg.

Weil die Hauptfigur des Romans ihrem Erfinder manchmal durchaus ähnlich ist, hat sich Kleeberg, dem Selbstironie nicht fremd ist, auf seiner Internetseite kürzlich selbst interviewt. Er spricht dort von dem Vorwurf mancher Kritiker, sein sehr normaler Romanheld sei „eine trübe Tasse“. Kleeberg ist das natürlich auf keinen Fall, er habe „die ein oder andere Kurve geflogen“, erklärt er in dem Selbstinterview, „es war nicht alles geradlinig“. Was stimmt: In Hamburg arbeitete er einst als Hafenarbeiter und Pflegehelfer. Er lebte in Rom, Amsterdam, in Paris war er zehn Jahre Mitinhaber einer Werbeagentur. Er bereiste den Orient. Für einen Schriftsteller sind viele Erfahrungen ein Segen – wie Kleeberg in seinem Roman kann der Dichter immer wieder an frühere Orte zurückkehren.