Am Wochenende wurden die 69. Sommerlichen Musiktage mit Tschaikowsky und Enescu eröffnet

Hitzacker. Im diesjährigen Motto der Sommerlichen Musiktage Hitzacker „Tanz!“ steckt infolge des Ausrufezeichens neben dem Substantiv als Behauptung wohl auch eine Aufforderung. Sie kann indes kaum ans Publikum gerichtet gewesen sein, zumindest nicht bei den ersten drei Konzerten im Verdo Hitzacker, mit denen die 69. Ausgabe von Deutschlands ältestem Kammermusikfestival am Sonnabend und Sonntag eröffnet wurde. Was da getanzt haben mag in den überraschenderweise nicht voll besetzten Reihen, das waren allenfalls die Synapsen und grauen Zellen mancher Zuhörer. Sensomotorische Anregung bot kaum ein Satz, geschweige denn ein ganzes Stück des ambitionierten Programms.

George Enescus Streichoktett C-Dur op. 7 (1910), das die künstlerische Leiterin Carolin Widmann sinnigerweise mit vier Professoren und vier Studenten (und sich selbst als Primaria) besetzt hatte, wies als Auftakt der zehntägigen Konzertreihe einen intonationsmäßig nicht immer überzeugenden Weg ins Verdichtete, Ernste, in Schwere und Verknappung. Erst das Streichsextett von Tschaikowsky „Souvenir de Florence“, in dem vor allem die vorzügliche Bratscherin Silvia Simionescu aufs Neue ihre bestechende Musikalität bewies, trug ohne Verzicht auf Tiefe sichtbar auch die Signatur der Leichtigkeit.

Abends beherrschte mit dem Ensemble Chabot ein wunderbar homogen und präzis spielendes Bläserquintett aus Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott die Bühne. Auch Kammermusikfreunde kommen selten in den Genuss, die begeisternde Vielfalt an Klanggestalten, an Artikulationsmöglichkeiten und Gesten, an wechselnden Rollen im Gesamtgefüge und an emotionalen Valeurs dieser fünf Instrumente derart ungetrübt zu erleben.

Carolin Widmanns junger Meisterschüler Jae Jun Park, geboren 1991 in Korea, überzeugte am Sonntagmorgen mit der „Caprice d’après l’étude en forme de Valse de Saint-Saens“. Er entwickelt beim Geigen eine gelassen-elektrische Energie und macht ungeachtet seiner technischen Disziplin in jedem Takt schönste Musik. Da tanzte auch das Zuhörerherz.