Als Urs Blaser kurz von seinem Bürostuhl im Bauch der MS „Stubnitz“ aufsteht, um den Plan für den aktuellen Wachoffizier und die Decksmannschaft zu prüfen, rollt der Stuhl langsam gegen den Schreibtisch. Nur eine leichte Schieflage, normaler Hafenalltag. Und doch haben die Gedanken Schlagseite bei Blaser und der ehrenamtlichen Crew des 1964 in der DDR vom Stapel gelaufenen Kulturschiffes. Der Liegeplatz in der HafenCity ist in Gefahr.

Die Seefahrt wird einem nicht in die Wiege gelegt, wenn man wie Blaser 1960 in Bern in der Schweiz geboren wird. Eher die Musik. Von Kindesbeinen an spielte er Klassik, Jazz und improvisierte Musik an Saxofon, Klarinette und Querflöte, wurde Elektroakustiker, „und ein Krankenpflegediplom habe ich auch noch dazwischengeschoben“. Als Veranstalter organisierte der vierfache Vater Kulturevents in ganz Europa, bis er 1992 in Rostock mit Gleichgesinnten die „Stubnitz“ vor den Abwrackern rettete. Seitdem ist Urs Blaser der Leitende Ingenieur für den Sound, denn jedes der über 3000 Konzerte an Bord wurde aufgezeichnet und archiviert. Die Schatzkammer der „Stubnitz“ ist also prall gefüllt.