Seit 40 Jahren veranstaltet Karsten Jahnke auf der Open-Air-Bühne im Stadtpark Pop- und Jazz-Konzerte

Hamburg. Sein Wohnzimmer nennt Karsten Jahnke die Stadtparkbühne. Seit 40 Jahren ist das leicht ansteigende und von einer dichten Buchenhecke umgebene Areal an der Saarlandstraße sein gefühlter Sommersitz. Seit 1974 veranstaltet Jahnke hier Pop- und Jazzkonzerte. In den Anfangsjahren waren es sechs bis acht pro Saison, seit den 90er-Jahren ist die Zahl auf etwa 30 im Schnitt gestiegen. „Hier hat fast jeder gespielt, der in der Rockmusik wichtig war“, sagt der 76-Jährige nicht ohne Stolz. Eigentlich fehlen ihm nur zwei Namen: Bruce Springsteen und U2. „Beide haben wir in den 80er-Jahren im CCH veranstaltet. Jetzt sind sie so groß geworden, dass an eine Stadtparkshow nicht mehr zu denken ist. Leider.“ U2 sind seit Januar 1985 nie wieder in Hamburg aufgetreten, Springsteen spielte später in der Color Line Arena und im Stadion am Volkspark.

Die Geschichte der Stadtpark-Konzerte reicht noch weiter zurück, und auch schon früher war Jahnke involviert. Von 1959 bis 1963 veranstaltete der Volkskulturverband, eine der SPD nahestehende Einrichtung, dort jeden Donnerstag Jazzkonzerte, meistens mit Bands aus der hiesigen Szene, Eintritt 50 Pfennige. Eine Bühne gab es noch nicht, die Musiker standen auf einem Podest unter einer riesigen Ulme. „Wenn es anfing zu regnen, konnte man noch zehn Minuten spielen, dann kam das Wasser durch“, erinnert sich Jahnke. Wegen seiner guten Kontakte in die lokale Jazz-Szene organisierte er die Bands. Der Zuspruch war enorm. „Bei der Magnolia Jazzband zum Beispiel hatten wir im Durchlauf 5000 Zuschauer. Die Konzerte waren ein Treffpunkt, bei dem man sich für das kommende Wochenende verabredet hat“, erzählt der Impresario. 1963 allerdings war es mit den fröhlichen Donnerstagskonzerten vorbei. Immer wieder waren Rockergruppen aufgetaucht und hatten Schlägereien mit den als „Exis“ bezeichneten Jazz-Fans angezettelt.

Anfang der 70er-Jahre veranstaltete Hans Böhrs, ehemaliger Musiker der Rentnerband, eine Reihe von Rockkonzerten in Hamburg, allerdings nur mit mäßigem Erfolg. 1974 taten Jahnke und Böhrs sich zusammen, der eine verantwortlich für das Programm, der andere für die Gastronomie, denn mit dem Verkauf von Bier und Bratwurst ist ebenfalls eine Menge Geld zu verdienen. Eine bespiellose Erfolgsstory begann. Die Liste der Namen, die hier auf der Bühne standen, ist lang und hochkarätig: Neil Young, Ray Charles, ZZ Top, Nick Cave, Patti Smith, Sting, Bob Dylan, Johnny Cash, Erykah Badu, Leonard Cohen, The Who, Van Morrison und, und, und ... Rekordhalter mit inzwischen 39 Auftritten ist Lokalmatador Lotto King Karl, der auch in diesem Jahr die Open-Air-Saison eröffnete. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Dieter Thomas Kuhn (21 Auftritte) und Helge Schneider mit zwölf Auftritten.

Der Jazz-Komiker ist einer der wenigen Künstler, dessen Konzert einmal kurzfristig abgesagt werden musste. Da war nach einem Unwetter Wasser durch ein Leck ins Mischpult gelaufen. Als im August 2011 Böen mit mehr als neun Windstärken über den Stadtpark fegten, musste aus Sicherheitsgründen der Auftritt von Wir Sind Helden abgebrochen werden. Denkwürdig auch ein Konzert des Funk-Bassisten Bootsy Collins. Als er zu spielen begann, war auf der Anlage ein Brummton zu hören. Collins fragte den zuständigen Tontechniker, wie lange es dauern würde, den Defekt zu beheben. „Drei Minuten“, bekam er als Antwort. Für den exaltierten Musiker zu lange. Er setzte sich in eine Limousine und ließ sich wegchauffieren. „Da bin ich sofort auf die Bühne und habe den Leuten gesagt, dass sie ihr Eintrittsgeld zurückbekommen, sonst hätte es sicher Ärger im Publikum gegeben“, sagt Jahnke.

Machtlos war er auch, als etwa 300 Sympathisanten aus dem Umfeld der besetzten Hafenstraßenhäuser im Jahr 1983 Ton Steine Scherben erleben wollten – allerdings, ohne eine Karte zu kaufen. „Damals gab es beim heutigen Parkeingang nur einen Stacheldrahtzaun. Der war in kleine Teile geschnitten worden. Als das Konzert dann losging, stürmten diese Leute mit Indianergeheule auf das Gelände. Da war unser Ordnungsdienst überfordert. Wir haben sie dann drinnen gelassen“, erzählt Jahnke.

Unvergesslich in Erinnerung blieb ihm auch ein Auftritt der Blueslegenden John Lee Hooker und Champion Jack Dupree 1990. Es regnete mal wieder in Strömen, die Temperaturen lagen bei klammen neun Grad. Die Bühnenanweisung allerdings schrieb vor, dass auf der Bühne 30 Grad herrschen sollten „Da haben wir aus großen Rohren Heißluft auf die Bühne geblasen. Das Konzert war grandios, im Publikum ist niemand vorher gegangen.“

Bis zum Saisonende stehen noch 26 Konzerte auf dem Programmzettel für den Stadtpark, darunter Musikgrößen wie Sergio Mendes, Jeff Beck und Jimmy Cliff. Auf einen Auftritt freut Jahnke sich besonders: „Am 12. September kommt Jazzsänger Gregory Porter mit dem Metropole Orkest. Das könnte das Konzert des Jahres werden.“