Ein „im besten Sinne schöpferisches Projekt“ nennt Barbara Kisseler (parteilos) die Sache mit dem Kunstbeutelträger. Nicht dass die Kultursenatorin fände, man müsse in Sachen Kunstförderung das Rad neu erfinden: Aber mit der überraschenden Installierung des inkognito in den Galerien und Kulturräumen der Stadt nach Kunstproduzenten oder Kunstermöglichern fahndenden Kunstkenners ist sie dann doch sehr zufrieden.

Deshalb wird in den nächsten Wochen ein zweiter Kunstbeutelträger ans Werk gehen. Dessen Säckel wird mit 50.000 Euro gefüllt und damit sogar ein wenig schwerer sein als der des Debütanten. „Der durch den Kunstbeutelträger angestoßene Diskurs unterscheidet sich wohltuend von dem im Kunstbetrieb selbst“, sagt Kisseler – und unterstreicht die Strategie der Kulturbehörde, mit der Bereitschaft zum Unkonventionellen auch für eine vielleicht neue Offenheit in der Szene selbst zu sorgen. „Es geht bei dem Experiment darum, der zeitgenössischen Kunst in Hamburg Impulse zu verleihen, sie aber auch durchaus auf den Prüfstand zu stellen“, sagt Kisseler.

Dabei zielt die Behörde darauf, dass Kunst gesellschaftliche Relevanz entwickelt – ein transparentes und spielerisches Werkzeug wie der spendierfreudige Anonymus ist da keine schlechte Idee. Im Hinblick auf seine Honorierungen stärkt er vielleicht auch das Selbstvertrauen der Galerienszene, der die Senatorin empfiehlt, nicht immer nach Berlin zu schauen, „wir haben hier in Hamburg auch ein gutes Potenzial“. Nachahmer gefunden hat das Experiment übrigens noch nicht. Auch in Hamburg muss es nicht zwangsläufig zur Dauerinstitution werden – die Behörde denkt zunächst nur bis Ende des Jahres, wenn der neue, soeben ausgewählte und nur Amtsleiter Hans Heinrich Bethge bekannte Kunstbeutelträger seinen Streifzug durch die Galerien beendet. Das Gespräch über Kunst wird er befeuern – und Vorschläge für Förderungen online auf www.kunstbeutel-hamburg.de entgegennehmen.