Hamburg. Auch Kabarettisten sollten auf der Bühne nicht mit der Tür ins Haus fallen. Nils Loenicker und Jan-Peter Petersen haben auf ihrer Lustspielhaus-Bühne indes keine Angst, neue Wege zu gehen. Und dass bei Alma Hoppes Premiere von „Total-Amnesie – zu spät ist nie zu früh“ im ersten Teil einer der drei Türrahmen umfiel, überspielten sie locker und lächelnd.

Zum 30. Jubiläum gibt Alma Hoppe vor, alle Texte vergessen zu haben. Dieser Gedächtnisverlust bietet Raum für Komik – Handschrift von Regisseur Joe Knipp. Sekundenlang schweigen sich Loenicker und Petersen jeweils am Bühnenrand an. Loenicker beklagt „die armseligen Soli“ des anderen und glänzt mit dem „Besserwisserlied“, Petersen regt sich über Loenicker auf: „Besserwisserei ist eine Art Diarrhöe des Klugscheißens.“ Selbstironie, aber auch gesellschaftliche Relevanz und satirische Substanz kennzeichnen die Nummern zu Themen wie Internet-Dating, Armutsflüchtlinge oder der Feminisierung der Bundeswehr, festgemacht an der siebenfachen Mutter von der Leyen, „einer Frau mit Bombenfigur und einer ausgefeilten Wurftechnik“, so Petersen.

Und die Zahl 30 blieb präsent, indem Alma Hoppe ein absurdes Zukunftsszenario mit einem „Brennpunkt“ zum 30. Jahrestag des Mauerfalls entwarf. Dass sich Petersen – in einer Helmut-Schmidt-Parodie – einen „Krisenssstab“ anzündete und der Türrahmen fiel, war der (laut-)starke Schlussakt der „Total-Amnesie“ – und alles andere als zum Vergessen.

„Total-Amnesie“ bis 12.7., Karten: T. 55 56 55 56