Aus Verärgerung über die Subventionskürzung beim Tag der Musik ist der bisherige Präsident des Landesmusikrates zurückgetreten. Der Schritt habe Signalwirkung, hieß es von Seiten des Musikrates.

Hamburg. „SPD-Kulturpolitik habe ich mir anders vorgestellt. Die haben die Bodenhaftung verloren.“ Wolfhagen Sobirey, seit 1998 als umtriebiger Präsident des Hamburger Landesmusikrats bekannt, klingt verbittert, wenn man ihn auf seinen Entschluss anspricht, mit sofortiger Wirkung von diesem Amt zurückzutreten. „Ich habe die Lust daran verloren.“

Die Replik aus der Behörde der parteilosen Kultursenatorin Barbara Kisseler ist im Tonfall entsprechend kurz und bündig gehalten: Man sei „darüber informiert worden, dass Herr Professor Sobirey aus persönlichen Gründen von dem Amt zurücktritt. Die Kulturbehörde dankt ihm für sein Engagement und wird zeitnah mit dem Präsidium des Landesmusikrats über die künftige Zusammenarbeit reden.“

Der ganz große Durchbruch ist ihm allerdings nicht gelungen

Seit sechs Jahren hat sich Sobirey immer wieder für sein Konzept starkgemacht, mit dem in Hamburg der Tag der Musik gefeiert werden soll, mit Konzerten von Kindern, Jugendlichen, Laien, Enthusiasten. Der ganz große Durchbruch ist ihm damit allerdings nicht gelungen. „Das Ding ist noch nicht fertig, das ist noch in der Entwicklung“, sagt Sobirey dazu, dessen jetzige, zweijährige Amtszeit als LMR-Präsident im Frühjahr geendet hätte. Seine Meinung zum Engagement für Nachwuchs und dessen Förderung: Kultur brauche nicht nur ein Oben, nicht nur die großen Namen und die bekannten Stars, „Kultur braucht auch ein Unten, aber dafür habe ich hier zu wenig Resonanz.“

Dieses Programmangebot hat die Kulturbehörde seit seiner Premiere unterstützt. 2013 erhielt der Landesmusikrat dafür 33.000 Euro, auch um zumindest teilweise den Wegfall jener 15.000 Euro zu kompensieren, den die Hamburger Sparkasse zuletzt als Fördersumme beisteuerte. Für 2014 will die Behörde nun aber nur noch 10.000 Euro geben; die Zusage dafür sei viel zu spät gekommen, um angemessen für diesen Sommer planen zu können, erklärte Sobirey. Und für 2015 soll nach jetzigem Planungsstand gar nichts mehr drin sein. „Das ist Absicht“, kommentierte Sobirey am Freitag die Haltung der Kulturbehörde, „die wollen, dass das ausläuft.“

Ein weiterer Aspekt des Problems ist die strukturelle Überlastung des Landesmusikrats, der ganzjährig zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten zu koordinieren hat. Diese Aufgabe unterstützt die Kulturbehörde mit 42.000 Euro pro Jahr als institutionelle Förderung, dazu kommen 47.000 Euro für das Landesjugendorchester.

Sie wolle den Tag der Musik nicht abschaffen, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler, „aber wir möchten ihn gern neu strukturiert sehen“. Als neuen Ausgangs- und Mittelpunkt dafür nannte sie die HafenCity. Das wäre eine deutliche Kurskorrektur der bisherigen Planung, die sich eher flächendeckend über die Stadt verteilte. Nun sollen Gespräche geführt werden, um eine konzeptionelle Neuausrichtung zu erzielen. Damit verbunden ist auch die Hoffnung auf neue Geldgeber – und wohl auch auf frischen Wind.

Sobirey kündigte am Freitag an, sich im Rahmen seiner überregionalen Arbeit für den Deutschen Musikrat auch weiterhin für Tage der Musik in anderen deutschen Städten zu engagieren. „Aber aus Hamburg ziehe ich mich erst mal zurück.“