Beim 12. Hamburger Comedy-Pokal spielen und spotten auch Künstler aus der Schweiz und Österreich auf Bühnen in der ganzen Stadt. Das Finale findet am Montag im Tivoli statt.

Hamburg. „Reeperbahn, Sturmflut 62, Comedy-Pokal – diese Regatta der komischen Kunst ist mittlerweile weltweit bekannt.“ Meint zumindest Nagelritz. Mit seiner seemännischen Figur hat der aus Gelsenkirchen stammende Dirk Langer im Jahr 2005 den Hamburger Comedy-Pokal gewonnen. Zwar neigt Nagelritz hin und wieder zu Übertreibungen und ist weiß Gott kein Superstar, vielmehr jetzt Schirmherr beim größten deutschen Kleinkunstwettbewerb. Der Sieg hat ihm alias Langer jedoch geholfen, festen Kleinkunstboden unter die Füße zu bekommen.

Wenn der Comedy-Pokal von diesem Freitag an vier Tage lang zum zwölften Mal über die Bühnen der Stadt geht, ist das Feld der Kleinkunst wieder reichhaltig bestellt, vor allem in den Stadtteilkulturzentren. In zehn von ihnen, von B wie Brakula in Bramfeld bis Z wie Zinnschmelze in Barmbek, spielen, spotten und kämpfen heute 20 Kabarettisten und Comedians im K.-o.-System gegeneinander, die jeweiligen Sieger dann am Sonnabend in fünf Häusern in fünf sogenannten Halbfinals. Außer den fünf direkt fürs Finale am Montag im Tivoli qualifizierten Startern können sich bei der „Zweiten Chance“ am Sonntag im Schmidt Theater noch zwei Lucky Loser unter den 15 vorläufig Gescheiterten empfehlen.

Comedy, Kabarett, Musik-Comedy, Musikkabarett und Bauchrednerei, das Humor-Spektrum soll Hirn und Herz sowie die Lachmuskeln animieren. Auch mit Schweizer Hilfe: Mit dem Parodisten Michael Elsener im Brakula und This Maag in der Bergedorfer Lola sind diesmal gleich zwei eidgenössische Kabarettisten angereist. Dazu kommt ein spezieller Österreicher: Niko Formanek ist ein Comedy-Spät- und Seiteneinsteiger. Formanek hat sich mit seinem Wiener Club Schmähstadel einen Namen gemacht. Während der 47-Jährige – wie es sich für die Stadt Sigmund Freuds geziemt – auf der Bühne in Psychotherapie geht, ging Chris Tall bis vom Kurzem noch zur Schule.

Der Jungspund tritt im Altonaer Haus Drei zum brisanten Generationenduell an, ist aber kein Namenloser: Er gewann den „NDR Comedy Contest“, den „RTL Comedy Grand Prix“ und tourte mit Cindy aus Marzahn. Ob das ein Qualitätsmerkmal ist, wird sich zeigen, wenn der aus Hamburg stammende Wahlkölner in Stand-up-Manier mit Teilen aus „Versetzung gefährdet“ 45 Minuten lang überzeugen muss.

Tall hat voll auf die Comedy-Karte gesetzt. Ein Weg, den andere junge Künstler wie der Pokal-Vorjahressieger Maxi Gstettenbauer vorgezeichnet haben. Auch Alicja Heldt, „Comedy-Sternchen aus Hamburg“, versucht das mit Slang-Sprüchen, zu erleben in der Zinnschmelze. Dass gut Ding Weile braucht, wollen die weiteren Hamburger Starter Till Frey und Der Wolli zeigen. Frey gibt seine „Büro-Comedy“ im Eidelstedter Bürgerhaus, Der Wolli präsentiert „Comedy mit Sachen“ im Kulturhaus III & 70. Für ihn ist es die zweite Teilnahme, er hat sich humorvoll weiterentwickelt.

Beim Wolli ging der Trend nicht zur schnellen Nummer, wie oft bei Comedians im TV. Genau die aber ist bei der „Zweiten Chance“ gefragt, wenn jeder Verlierer nur gut fünf Minuten Zeit hat. Im Finale, jeweils moderiert vom Pokal-Initiator Sebastian Schnoy, sind es immerhin 13. „Stand-up-Comedians sind auf den kurzen Strecken im Vorteil“, weiß Mitorganisator Peter Rautenberg vom Comedy-Pokal e.V. Nur Stegreifkomiker unter den glorreichen sieben wären aber sicher nicht im Sinne des Erfinders und Hauptsponsors Saga/GWG. 3000 Euro Siegprämie für womöglich nur gut zehn starke Programmminuten? Die Zuschauer indes bestimmen den Gewinner des Publikumspreises (500 Euro) wie gehabt per Applaus. Land in Sicht also für Sieger und Platzierte anno 2014.

„12. Hamburger Comedy-Pokal“ Hauptrunde Fr 31.1., Brakula, Eidelstedter Bürgerhaus, ella Kulturhaus, Goldbekhaus, Haus Drei, Kulturhaus III & 70, Kulturhof Dulsberg, Kulturpalast, Lola, Zinnschmelze Halbfinale Sa 1.2., Brakula, Eidelstedt, Goldbekhaus, Haus Drei u. Lola, jew. 20.00 „Zweite Chance“ So 2.2., 19.00 Schmidt, Restkarten ab 16,50 Finale Mo 3.2., 20.00, Tivoli, ausverkauft, Eintr. 11,- bis 25,30; www.hamburgercomedypokal.de