Das komische GlasBlasSing Quintett gastiert in der Komödie Winterhude, die Kabarett-Schlachtplatte im Lustspielhaus

Hamburg. Zwischen den beiden Häusern liegen nur 50 Meter und eine viel befahrene Brücke, die über den Alsterlauf führt. Manchmal aber wäre ein Kombiticket für die Komödie Winterhuder Fährhaus und Alma Hoppes Lustspielhaus eine wegweisende Lösung. Da es das (noch) nicht gibt, haben Kleinkunstfreunde am heutigen Montag die Qual der Wahl zwischen zwei ungewöhnlichen Hamburger Premieren. Einerseits das GlasBlasSing Quintett mit seinem Programm „Männer, Flaschen, Sensationen“ in Winterhude, andererseits fünf weitere Männer, die als Ensemble Schlachtplatte im Kabarett-Theater in Eppendorf „die Endabrechnung 2013/14“ präsentieren.

Schon im Vorjahr hatte das GlasBlasSing Quintett in der Reihe „Komödie extra“ mit seinem zweiten Programm „Keine Macht den Dosen“ gezeigt, dass Männer und Flaschen nicht immer eine unheilvolle Symbiose eingehen oder die Begriffe sogar synonym sein müssen. Die fünf bieten Musik-Comedy auf gehobenem und originellen Niveau, sie sind Europas einziges professionelles Flaschenmusik-Ensemble. Für ihr Debüt „Liedgut auf Leergut“ erspielten sich Endie, Fritze, Frank, Möhre und Peter Kleinkunstpreise wie die Tuttlinger Krähe. Statt auf leeren Bierflaschen die „Mission Impossible“ zu blasen oder auf Plastikflaschen zu „My Sharona“ zu rocken, haben die fünf Wahlberliner inzwischen ein höheres Level erreicht, getreu dem Motto: „Es gibt nichts Jutet, außer man tutet.“

Für Musiker und für Kabarettisten ist die Straße eine gute Schule

Mit Blues oder Samba auf dem Jägermeister-Xylofon, der Wasserspender-Bassdrum oder Flaschengitarre namens „Cokecaster“ verwischen, besser gesagt verwässern und überwinden sie musikalische Grenzen. Klimpernd, kloppend, ploppend und blasend entlocken sie ihren Instrumenten neue Töne und bekannte Welthits und verstehen es, den Klangkörper weiter zu optimieren. Meistens in Theatern und Clubs, manchmal aber auch auf der großen Bühne wie im vergangenen Spätsommer als Gäste des Kabarett-Entertainers Bodo Wartke im Stadtpark. Nicht schlecht für eine Band, die 2003 in Fußgängerzonen angefangen hat.

Aber nicht nur für Musiker ist die Straße eine gute Schule, oft auch für Kabarettisten. Dort liegen jene Themen, welche halbwegs aufgeklärte Mitmenschen auf- und Künstler anregen. Auch der seit 2012 in Hamburg ansässige Jens Neutag hat das erkannt, indem er im Alltag augenfällige Dinge wie den Sicherheitswahn oder die Auswüchse der Freizeitindustrie karikiert oder an einem frappierenden Beispiel von Klopapier und Hähnchenschenkeln vorrechnet, wie wenig den Deutschen inzwischen Lebensmittel noch wert sind. Neutag gehört seit sechs Jahren zum Ensemble der Schlachtplatte, das seit 2008 mit einem Jahresrückblick tourt und erstmals in Hamburg gastiert.

Initiiert hat die Schlachtplatte Robert Griess. Der Kabarettist, Autor und Vagabund aus Köln, seit 2010 auch künstlerischer Leiter des Kölner Festivals für politisches Kabarett, gilt als einer der zynischsten und zugleich komischsten Spötter hierzulande, wie er im Vorjahr auf dem Hamburger Schiff mit seinem Soloprogramm „Revolte – Eine Anleitung für die Mittelschicht“ gezeigt hat. Fleisch haben auch die meisten Lieder des Ruhrpott-Klavierkabarettisten Matthias Reuter („Die Menschen sind ’ne Krisenherde“), der als Dritter mit im satirischen Bunde ist.

Weil mit dem Kölner Anarcho-Comedy-Duo Onkel Fisch – manchen womöglich noch als dritter Preisträger beim Hamburger Comedy-Pokal 2009 in Erinnerung – ein kurioses Doppel dazugestoßen ist, dürfte die Show von A wie Angela über F wie Frauenquote bis Z wie der Zirkus um die Bundestagswahl mitsamt Koalitionsverhandlungen nichts für Humor-Vegetarier werden. Das Schlachtplatte-Attribut „Sexiest Boygroup westlich der Wolga“ zeugt immerhin von wahrhaftiger Selbstironie. Und mit dem Berliner Jahresendzeitteam um den Geschichtenerzähler Horst Evers hat die Hamburg-Kölner Allianz ein großes Vorbild. Während dessen Gastspiel am morgigen Dienstag im Polittbüro quasi ausverkauft ist, kann sich Jens Neutag heute schon mal für sein Sologastspiel am Sonntag warmspielen: „Schön scharf.“

Wer sowohl bei der testosterongeprägten Schlachtplatte als auch beim GlasBlasSing Quintett die weibliche Note vermisst: Es soll ja in der Nähe vom Winterhuder Fährhaus und Eppendorfer Lustspielhaus noch ein paar nette Cafés und Restaurants geben ...

„Männer, Flaschen, Sensationen“ Mo 20.1., 19.30 Komödie Winterhuder Fährhaus (U Hudtwalckerstraße), Hudtwalckerstr. 13, Karten zu 24,- unter T. 48 06 80 80

Schlachtplatte – „die Endabrechnung 2013/14“ Mo 20.1., 20.00, Alma Hoppes Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 9,50 (erm.) bis 24,50 unter T. 55 56 55 56