Weniger Slapstick, mehr Handlung: „Adams Albtraum“ schafft mit einer packenden Geschichte über mögliche Pädophilie den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung.

Für Devid Striesow war der Start als „Tatort“-Kommissar in Saarbrücken nicht einfach. Nach den ersten beiden Folgen hagelte es Kritik. Der Ausflug in den Märchenwald war verwirrend, der Abstecher ins Rocker-Milieu peinlich. Im dritten Anlauf schafft es das Team endlich, Spaß und Ernst miteinander zu kombinieren. Höchste Zeit, denn der neue Fall wartet mit einem ernsten Thema auf: Ein Schwimmtrainer soll sich an seinen Schülern vergangen haben – und eine Gruppe Unbekannter prügelt ihn wegen dieses Verdachts ins Koma.

Schwimmtrainer Sven Haasberger (Markus Hoffmann) ist ohne Frage sehr beliebt bei Eltern und Kindern. Das sieht der Zuschauer bereits in der ersten Szene: Haasberger wird von seinen Schülern nach dem Unterricht ins Wasser geschubst. Es wird getobt, gelacht und gescherzt. Doch nicht jedem scheint Haasbergers Tun zu gefallen. Nach einer Preisverleihung für sein ehrenamtliches Engagement taucht eine Gruppe vermummter Gestalten auf und prügelt den Trainer ins Koma. Der Notarzt gibt ihm von Beginn an kaum eine Chance.

Als auf Haasbergers Auto eindeutige Schmierereien gefunden werden, ist schnell klar, welches Motiv hinter dem Angriff steckt: Er soll sich an seinen Schülern vergangen haben. Im Internet tauchen Chatverläufe mit den Kindern auf. Die Angreifer haben sich offenbar zusammengeschlossen, um Haasberger vor allen Augen an den Pranger zu stellen. Für die Öffentlichkeit ist der Fall klar. Doch ist Sven Haasberger tatsächlich ein Pädophiler? In Gesprächen mit den Kindern kommen Kommissar Jens Stellbrink Zweifel.

Regisseur Hannu Salonen hat sich nach zwei von der Kritik verrissenen „Tatort“-Folgen dazu entschieden, mehr Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Mit dem Drama „Adams Albtraum“ ist dies gelungen. „Manches eignet sich für lustige und leichte Momente, bei ,Adams Albtraum‘ ist die Geschichte zu schwer“, erklärte der Regisseur in einem Gespräch in München. Die Geschichte steht im Vordergrund. Stellbrink muss sich ihr beugen. Also keine Ironie mehr und nur noch düstere Bilder?

Keine Sorge, wer die Schrullen des Kommissars Jens Stellbrink in den vergangenen Folgen lieb gewonnen hat, der muss auch in „Adams Albtraum“ nicht komplett darauf verzichten. Zwar sieht man den Ermittler nicht ein einziges Mal auf der Yogamatte, aber Jogginghose, rote Vespa und unkonventionelle Ermittlungsmethoden sind geblieben. Stellbrink beweist jedoch auch, dass er mehr kann: Bei Sven Haasbergers Tochter Anna (Inga Lessmann) zeigt er sich von seiner feinfühligen und empathischen Seite.

„Feinjustierung der Figuren“ nennt Produzent Martin Hofmann die Veränderung. Nicht nur an der Darstellung des Kommissars habe man gearbeitet, sondern auch an Staatsanwältin Dubois (Sandra Steinbach), „die damit ein Stückchen glaubwürdiger“ geworden sei, erklärt Hofmann.

Nicht ganz so glaubwürdig, aber dennoch packend ist das Finale dieses Saarländer „Tatorts“. Um die Täter zu enttarnen, stellt sich Ermittler Stellbrink als Köder zur Verfügung. Doch die Aktion läuft aus dem Ruder. Stellbrink ist in echter Gefahr, und aus dieser Situation heraus menschelt es zum ersten Mal in der Folge zwischen den beiden Ermittlern Stellbrink und Marx (Elisabeth Brück). Schafft Marx es, ihren Kollegen vor dem Schicksal Haasbergers zu bewahren? Ohne der Situation die Spannung zu nehmen: Die Chancen stehen nicht schlecht. Das Saarländer „Tatort“-Team arbeitete zum Jahresende bereits am Weihnachts-„Tatort“ 2014 – in gleicher Besetzung.

„Tatort – Adams Albtraum“ Sonntag 26.1., ARD, 20.15 Uhr